Bonn (energate) - Der Beirat der Bundesnetzagentur spricht sich für eine Nutzung der 450-MHz-Funkfrequenzen durch die Energiewirtschaft aus. Die Branche benötige dringend eine sichere, schwarzfallfeste und bundesweit verfügbare Kommunikationslösung, teilte das Gremium aus Vertretern von Bundestag und Bundesrat mit. "Die Energiewende und die Dezentralisierung führen zu deutlich komplexeren Strukturen in unserer künftigen Energieversorgung", so der Beiratsvorsitzende Joachim Pfeiffer (CDU). "Für eine sichere Steuerung wird dabei eine digitale Vernetzung von Millionen von Stromerzeugern und Stromverbrauchern benötigt." Die Nutzung einer sicheren Kommunikationsplattform sei damit eine zentrale Voraussetzung für eine langfristig sichere Energieversorgung. Das Votum zugunsten der Energiewirtschaft sei einstimmig ausgefallen, heißt es aus dem Gremium. Der Beirat entscheidet nach dem Telekommunikationsgesetz bei den Vergabeverfahren für Frequenzen mit. Die Bundesnetzagentur muss das Benehmen mit dem Beirat herstellen. Sie kann aber auch aus sachlichen Erwägungen eine andere Entscheidung treffen als vom Beirat gewünscht.
Die 450-MHz-Frequenzen sind noch bis Ende des Jahres vergeben. So hat sich unter anderem die Alliander-Tochter 450 Connect GmbH Bandbreiten gesichert (
energate berichtete). Die Regulierungsbehörde hat eine Neuvergabe eingeleitet. Weil ein 450-MHz-Netz aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften gut als Kommunikationslösung für Krisensituationen geeignet ist, favorisiert die Bundesnetzagentur ein nationales Betreibermodell für kritische Infrastrukturen. Das stünde verschiedenen Nutzergruppen offen. Aus der Energiewirtschaft hat sich neben 450 Connect auch das Stadtwerkebündnis "Versorger-Allianz 450" positioniert. Konkurrierend dazu haben aber auch Sicherheitsbehörden und die Bundeswehr eine exklusive Nutzung der 450-MHz-Frequenzen eingefordert. Sie sehen eine parallele Nutzung aufgrund des begrenzten Frequenzspektrums kritisch (
energate berichtete).
Von den marktreifen Systemen die beste Lösung
Die 450-MHz-Frequenzen sind langwellig und benötigen daher nur wenige Funkmasten. Zudem ist ihre Gebäudedurchdringung hoch. Vom Beirat der Bundesnetzagentur heißt es, unter den Kommunikationslösungen, die zur Anwendung in kritischen Infrastrukturen marktreif sind, zeige eine Funklösung auf 450-MHz-Basis die besten Ergebnisse. Es sei zwingend erforderlich, dass der Bereich der Energieversorgung als wesentlicher Bestandteil der Daseinsvorsorge und damit auch als kritische Infrastruktur anerkannt wird.
Der Branchenverband BDEW begrüßte das Votum des Beirats. "Insbesondere die Netzbetreiber haben die wichtige Aufgabe, jederzeit eine sichere und zuverlässige Stromversorgung zu gewährleisten und diese im Fall eines flächendeckenden Ausfalls - dem sogenannten Schwarzfall - schnell wiederherzustellen", sagte Stefan Kapferer, Vorsitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, bräuchten die Akteure der Energiewirtschaft krisenfeste und flächendeckende Kommunikationstechnologien. Die öffentlichen Funknetze seien dafür wenig geeignet, da sie häufig an den Stellen fehlen, wo die dezentralen Netz- und Erzeugungsanlagen stehen - auf dem Land. "Die Anforderungen der Energiewirtschaft können am besten in einem exklusiven Funknetz im Frequenzbereich von 450 MHz erfüllt werden", so Kapferer. /tc