Bonn (energate) - Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat ein zweites Smart-Meter-Gateway zertifiziert, womit der bundesweite Rollout nach langem Warten näher rückt. Ab drei zertifizierten Gateways gilt die gesetzliche Verpflichtung zu deren Einbau. Erhalten hat das Zertifikat die Sagemcom Dr. Neuhaus GmbH schon am 25. September 2019, teilte das BSI jetzt mit. Bislang waren lediglich das Gateway des Mannheimer Herstellers Power Plus Communications (PPC) zertifiziert. "Im Zuge der Digitalisierung der Energiewende gehört das Smart-Meter-Gateway zu den Schlüsseltechnologien", sagte BSI-Präsident Arne Schönbohm. Staat, Wirtschaft und Gesellschaft müssten auf den Schutz ihrer Daten vertrauen können, damit die digitale Transformation gelingen kann. Nur so lasse sich deren Potenzial voll ausschöpfen, so Schönbohm.
Laut BSI soll die nächste Zertifizierung bald folgen. Auf energate-Anfrage erklärte ein Sprecher der Behörde: "Wir sind zuversichtlich, dass die Anforderungen von weiteren Herstellern erfolgreich umgesetzt werden und der verpflichtende Rollout noch 2019 beginnen kann." Welches Unternehmen das dritte Zertifikat erhalten könnte, dazu wollte er sich nicht äußern. Aus Sicht der Behörde ist der Rollout ohnehin bereits im Gange - zumindest im Bereich des wettbewerblichen, freiwilligen Einbaus. "Seit Dezember 2018 haben mehrere Messstellenbetreiber mit dem Einbau intelligenter Messsysteme bei ihren Kunden begonnen", so der BSI-Sprecher.
EMH hofft auf Zertifizierung im Herbst
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Laut Website befinden sich Gateways von sieben Anbietern im Zertifizierungsverfahren, darunter auch das der EMH Metering GmbH aus Gallin (Mecklenburg-Vorpommern). EMH hatte sich eigentlich Hoffnungen darauf gemacht, das zweite Zertifikat zu erhalten. Die Rede war von einem "positiven Signal" seitens des BSI (energate berichtete). Auf energate-Anfrage erklärte EMH jetzt, derzeit keine neue Aussage zum Zeitpunkt der Zertifizierung machen zu können. Das Unternehmen gehe nach wie vor davon aus, dass die Zertifizierung des Smart-Meter-Gateways im Herbst erfolgt.
Zäher Prozess verärgert Branche
Der stockende Smart-Meter-Rollout ist seit Jahren ein Ärgernis für die Branche, die mit den Geräten neue Geschäftsmodelle entwickeln will. Zurück geht das Ganze auf das 2016 beschlossene Digitalisierungsgesetz. Robert Busch, Geschäftsführer des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft (BNE), hatte in einem Gastkommentar für energate jüngst weniger Bürokratie, mehr Tempo und eine größere Offenheit bei dem Thema angemahnt. Zwar haben einige Unternehmen damit begonnen, intelligente Messsysteme - etwa im Zuge des regulären Zählertauschs - bei ihren Kunden einzubauen. Von einem großflächigen Rollout ist Deutschland aber noch weit entfernt. Das liegt unter anderem am Zertifizierungsprozess, den viele Marktteilnehmer als zäh bezeichnen.
Das erste Zertifikat für PPC stellte das BSI erst im Dezember 2018 aus (energate berichtete), das zweite folgte nun, rund zehn Monate später. Unzufriedenheit gibt es auch bezüglich der Tarifanwendungsfälle (Taf), die die Gateways der ersten Generation bedienen müssen. Bisher sind erst vier dieser Anwendungsfälle definiert. Zu wenig, finden einige Branchenvertreter und fordern das BSI zur Nachbesserung auf, damit etwa auch Betreiber von Wärmepumpen und Nachtspeichern die Technik sinnvoll einsetzen können. /dz