Bonn (energate) - Die Deutsche Post DHL hat gegenüber energate Berichte dementiert, wonach die Produktion des Elektrolieferwagens Streetscooter komplett nach China verlagert werden soll. An den Standorten Aachen und Düren soll weiter gebaut werden. Auch seien keine Entlassungen geplant. Die Gerüchte um ein mögliches Aus für die Streetscooter-Produktion in Deutschland waren aufgekommen, nachdem die Deutsche Post DHL Anfang September bekannt gegeben hatte, mit dem chinesischen Hersteller Chery in einem gemeinsamen Unternehmen Elektrofahrzeuge für den dortigen Markt bauen zu wollen (energate berichtete).
Das Logistik-Unternehmen ist seit einigen Jahren Mehrheitseigner von Streetscooter. Bereits ab 2021 soll demnach in China eine Produktionskapazität von 100.000 Fahrzeugen erreicht werden. Zum Vergleich: Auf dem deutschen Markt sind bislang 10.000 Streetscooter vor allem im Dienst der Deutschen Post unterwegs. Wie Streetscooter-Chef Jörg Sommer in einem aktuellen Interview mit der "Wirtschaftswoche" betonte, gibt es aktuell aber noch keinen Standort für die Produktion in China.
Aachen und Düren sollen weiter produzieren
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In einem Bericht der "Aachener Zeitung" vom 18. Oktober hatte es unter Berufung auf Mitarbeiter geheißen, die Geschäftsführung von Streetscooter würde bereits Produktionsmaschinen aus den deutschen Standorten nach China verschiffen. Zudem würde Vorbereitungen getroffen, den Standort Aachen zu schließen und nur die Fertigung in Düren zu erhalten. Dem Bericht trat eine Sprechern der Deutschen Post DHL auf energate-Nachfrage entgegen. "Streetscooter wird in Aachen und Düren weiter für den deutschen und europäischen Markt produzieren, unter anderem für die Deutsche Post DHL", betonte sie.
Keine Entlassungen geplant
Weder seien durch die angekündigten Pläne von Streetscooter in China und anderen Regionen die Produktionsstandorte in Aachen und Düren gefährdet, noch sei beabsichtigt, die Zahl der Mitarbeiter in Deutschland zu verringern, erklärte die Sprecherin weiter. Allerdings würden Experten des Unternehmens im Rahmen internationaler Kooperationen auch in solchen Ländern zum Einsatz kommen. Streetscooter-Chef Sommer hat bereits angekündigt, dass das Unternehmen auch in den USA aktiv werden will. Dort hat das Start-up Rivian kürzlich einen Vertrag über 100.000 elektrische Lieferwagen mit dem Versandriesen Amazon geschlossen.
Streetscooter schreibt Verlust
Die Deutsche Post hatte Streetscooter 2014 übernommen, da das Unternehmen am Markt keine rein elektrischen Zustellfahrzeuge bekommen konnte. Der Hersteller schreibt allerdings nach wie vor rote Zahlen. Deutsche-Post-Chef Frank Appel hatte kürzlich in einem Interview von einem Verlust im zweistelligen Millionenbereich gesprochen. Immer wieder hatte es daher geheißen, die Post wollte Streetscooter verkaufen, finde aber keinen Abnehmer. Nun scheint die Strategie zu sein, weitere Partner an Bord zu holen, wie mit Chery in China. Streetscooter-Chef Sommer bestätigte, dass die Deutsche Post als strategischer Investor erhalten bleibe. Für das weitere Wachstum des Unternehmens würden aber weitere Partner gesucht. /kw