Wien (energate) - Angesichts steigender Volatilität bei der Energieerzeugung führt an Großspeichertechnologien wie Wasserstoff kein Weg vorbei. Das war der Tenor am ersten Tag der "Handelsblatt-Tagung Energiewirtschaft Austria" in Wien. "Wasserstoff alleine rettet die Welt nicht", sagte beispielsweise Verbund-CEO Wolfgang Anzengruber. Auch andere Speichermöglichkeiten und vor allem die Steigerung der Energieeffizienz seien von großer Bedeutung. Aber Wasserstoff sei ein ganz wesentlicher Baustein für die Energiewende. Wer die wolle, müsse auch bei der Speicherung auf erneuerbare Energien setzen. Stand heute basierten aber fast 100 Prozent der Energiespeicher auf fossilen Energien.
Österreich hat sich das politische Ziel gesetzt, seinen Strom bis 2030 vollständig aus erneuerbaren Energien zu decken. Die konkrete Umsetzung befinde sich zwar nach der Neuwahl und den laufenden Regierungsverhandlungen gerade in der "Warteschleife". Klar sei aber, dass für dieses Ziel neben der Wasserkraft auch die Wind- und die Solarenergie ihre Anteile massiv steigern müssen. Konkret ist bei der Windkraft bis 2030 ein Wachstum um gut 200 Prozent, bei der Fotovoltaik sogar von mehr als 1.000 Prozent nötig. Wachsende Volatilität und wachsender Speicherbedarf sind die Folge.
Nationale Wasserstoffstrategie in Arbeit
Österreich setzt dabei so wie Deutschland viel Hoffnung in die Stromspeicherung via Wasserstoff. In Linz geht in der kommenden Woche der erste große Elektrolyseur in der Alpenrepublik in Betrieb. Das zeige, Energiewirtschaft und Industrie seien bereit, in die Technologie zu investieren, betonte Anzengruber. Allerdings müssten die Rahmenbedingungen stimmen. Nationale Wasserstoffstrategien sind in Deutschland und Österreich derzeit in Arbeit. In Kürze treffen sich Regierungsvertreter beider Länder, um ihre Planungen enger abzustimmen. Anzengruber merkte darüber hinaus an, dass Wasserstoff auch ein europäisches Thema sei. "Weder Deutschland noch Österreich haben genügend Strom für die erforderliche Wasserstoffproduktion", so der Verbundchef.
Florian Ermacora von der Generaldirektion Energie der EU-Kommission deutete bei der Konferenz an, dass auf europäischer Ebene eine Wasserstoffstrategie ebenfalls ein Thema sei. Da die neue Kommission aber noch in der Findungsphase sei, könne er dazu nichts Konkretes sagen. Ermacora sprach sich allerdings dafür aus, das Thema Wasserstoff technologieoffen anzugehen. "Auch blauer Wasserstoff ist eine Option", meinte er. Dazu gehört die in vielen Staaten umstrittene CCS- oder CCU-Technologie. "Tabus können wir uns nicht erlauben", so Ermacora. Verbundchef Anzengruber ist kein Gegner dieser Technologien, beim Thema Wasserstoff setzt er allerdings voll und ganz auf die Elektrolyse. "Wenn Wasserstoff, dann grüner Wasserstoff", sagte er in Wien. /cs