Berlin/München (energate) - Die Mobilitätsangebote von Energieversorgern unterscheiden sich teils stark. Das Geschäft mit Ladestrom, Wallboxen und Co. bleibt absehbar ein Zuschussgeschäft. Dazu kommt die Ungewissheit, welcher technologische Pfad sich durchsetzen wird. energate hat große Versorger und Stadtwerke dazu befragt. Ihre Mobilitätsaktivitäten stellen wir in den kommenden Wochen an dieser Stelle vor. Den Auftakt machen die Stadtwerke München (SWM).
Ein Fokus der SWM liegt auf der Elektromobilität. Hier verfolgen die Münchner einen nach eigenen Angaben ganzheitlichen Ansatz. Diesen zeichne aus, dass er Erzeugung und Netzintegration, Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur umfasse. Mit ihrer "Ausbauoffensive erneuerbare Energien" haben sich die Stadtwerke beispielsweise das Ziel gesetzt, bis 2025 ausreichend Ökostrom in eigenen Anlagen zu produzieren, um den Bedarf Münchens vollständig decken zu können. Das Unternehmen betreibt zurzeit mehr als 1.000 öffentliche Ladepunkte. Bis Jahresende sollen 1.100 Ladepunkte hinzukommen. Private Ladeinfrastruktur gibt es als "Rundum-Sorglos-Paket" zur Miete oder zum Kauf. Dabei setzen die SWM sowohl auf Eigenentwicklungen als auch auf Kooperationen, zum Beispiel bei Hardware/Software und der Integration von Drittangeboten.
"Kein sich selbst tragendes Geschäft"
Allerdings rechnet sich das Geschäft bisher nicht: "Speziell Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum mit Normalladern bis inklusive 22 kW ist auch auf absehbare Zeit kein sich selbst tragendes Geschäft. Sie wird daher durch verschiedene Förderprogramme (Kommune, Land, Bund) unterstützt", so die Stadtwerke München.
Die Palette an Mobilitätsangeboten der Stadtwerke München ist indes vergleichsweise vielfältig. Die Tochter, die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), bietet beispielsweise flexible Dienste wie Sharing und Service-on-Demand - teils mit Gasfahrzeugen - ergänzend zum klassischen Linienverkehr an. Auch beim Carsharing sind die Münchner aktiv. Daneben verleiht die MVG aber auch Fahrräder. Erprobt werde gemeinsam mit der Leipziger Nextbike GmbH darüber hinaus der künftige Einsatz von E-Bikes sowie elektrischer Transporträder. Seit Juli seien auch E-Scooter des Partners Tier Mobility (Berlin) mit im Angebot. Die Nutzung aller Services ist mittels einer App - "MVG more" - möglich.
"Klare Entscheidung für bestimmte Technologien"
Die Frage, welcher technologische Pfad - Wasserstoff (H2), Gasantrieb oder Elektroauto - sich durchsetzen wird, beantworten die SWM differenziert. Die Akkuelektromobilität biete bereits heute marktreife Produkte und eigne sich für eine Flottenumstellung. Die H2-Elektromobilität dagegen müsse sich erst noch zur Marktreife entwickeln. Im Hinblick auf größere Fahrzeuge und bestimmte Verkehrsmittel, wie Flugzeuge und Schiffe, sei das Rennen um die dort passende Technologie jedoch noch offen. Seitens der Politik wünschen sich die SWM in dem Zusammenhang eine "klare Entscheidung für bestimmte Technologien" sowie Unterstützung für private Ladeinfrastruktur zu Hause beziehungsweise beim Arbeitgeber durch Anpassungen im Mietrecht und im Wohneigentumsrecht. Letzteres will der Bund mit seinem "Masterplan Ladeinfrastruktur" bald auf den Weg bringen (
energate berichtete). Von der Automobilindustrie erhoffen sie sich "attraktive E-Fahrzeuge in allen Sparten, vom Kleinwagen bis zum Nutzfahrzeug und Bus." /dz