Über Sparox werden Ersatzteile virtuell gehandelt. (Foto: Wien Energie)
Wien (energate) - Mitarbeiter von Wien Energie haben eine neue virtuelle Plattform für Ersatzteile von Erzeugungs- und Abfallverwertungsanlagen initiiert. Unter dem Namen "Sparox" bringt diese Anlagenbetreiber und Lieferanten im deutschsprachigen Raum zusammen. energate sprach mit Sonja Zahradnik-Leonhartsberger, Projektleiterin Sparox, sowie Alexander Kirchner, Geschäftsfeldleiter Asset Betrieb bei Wien Energie, über das Projekt.
energate: Frau Zahradnik-Leonhartsberger, was ist Sparox?
Zahradnik-Leonhartsberger: Die Idee hat sich aus einer internen "Innovation Challenge" der Wien Energie entwickelt. Dabei hatten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Möglichkeit, eigene Ideen zu platzieren, diese bei positivem Feedback weiterzuentwickeln und in die Umsetzung zu bringen. Ausgangspunkt unserer Idee war, dass wir gesehen haben, dass viele Anlagenbetreiber in bestimmten Fällen Probleme mit der Ersatzteilbeschaffung haben. Immer wieder kommt es wegen langer Wartezeiten zu Anlagenausfällen. Das kostet nicht nur Geld, sondern kann auch direkten Einfluss auf die Versorgungssicherheit haben. Deshalb haben wir mit Sparox eine Plattform initiiert, die dieses Problem adressiert.
energate: Inwiefern?
Zahradnik-Leonhartsberger: Es gibt einzelne Ersatzteile, bei denen beträgt die Lieferzeit mehrere Monate. Das ist für den Betreiber ein echtes Problem. Deshalb haben wir gesagt, wir machen eine Plattform, die Anlagenbetreiber untereinander vernetzt und so die Suche, den Kauf und den Verkauf von Ersatzteilen deutlich vereinfacht. Ein Teil, das bei einem Betreiber im Regal liegt, wird an anderer Stelle womöglich dringend benötigt. So können sich die Betreiber gegenseitig helfen und die Ausfallzeiten der Anlagen können deutlich verkürzt werden.
Kirchner: Alle Anlagenbetreiber halten eine gewisse Zahl an Ersatzteilen auf Lager. Aber natürlich ist es unmöglich, alle Teile vorrätig zu haben. Bei Teilen mit langen Lieferzeiten hat man früher zum Telefonhörer gegriffen und bei anderen Betreibern gefragt, ob sie aushelfen können. Das war immer ein Glücksspiel. Über Sparox kann man jetzt auf ein viel breiteres Netzwerk zugreifen. Das ist ein Riesenvorteil. Und je mehr Anbieter auf der Plattform aktiv sind, desto größer wird der Vorteil.
energate: Welche Anlagen deckt Sparox ab?
Zahradnik-Leonhartsberger: Wir sind gestartet mit Ersatzteilen für Müllverbrennungsanlagen. Inzwischen nehmen wir aber alle Energieerzeugungsanlagen und auch Ersatzteile für Netze auf. Stand heute haben wir rund 12.000 Ersatzteile im Angebot und die Plattform wächst täglich. Inzwischen zeigen auch immer mehr Lieferanten Interesse an unserem Angebot. Wir sprechen mit Sparox den gesamten deutschsprachigen Raum an, also neben Österreich auch Deutschland und die Schweiz. In jüngster Zeit haben wir aber auch verstärkt Anfragen aus dem außereuropäischen Markt erhalten.
Kirchner: Fast alle Anlagenbetreiber kennen Probleme bei der Ersatzteilbeschaffung. Wir reden hier auch nicht über Einzelfälle, sondern man kann schon sagen, das ist ein Dauerproblem. Vor allem in der Revisionszeit fehlen immer wieder Ersatzteile. Für uns als Anlagenbetreiber ist Sparox deshalb eine große Hilfe.
energate: Wie verdient die Plattform ihr Geld?
Zahradnik-Leonhartsberger: Das Geschäftsmodell hat sich entwickelt. Käufer können die Plattform kostenlos nutzen. Wenn sie selbst eine gewisse Anzahl an Ersatzteilen hochladen, können sie auch die Anfragefunktion gratis nutzen. Der Verkäufer zahlt hingegen eine Transaktionsgebühr.
energate: Sie sprechen selbst von einem großen Interesse an der Plattform. Wo geht die weitere Entwicklung hin?
Zahradnik-Leonhartsberger: Die Plattform ist seit Februar 2019 live. Seitdem ist die Zahl der Partner um mehr als 300 Prozent gewachsen und es kommen ständig neue dazu. Unser Ziel ist es, Amazon für Ersatzteile im Energiesektor zu werden. Deshalb wollen wir schnellstmöglich weitere Anlagenbetreiber und Lieferanten integrieren, um den Partnern der Plattform einen größtmöglichen Nutzen zu ermöglichen.
energate: Frau Zahradnik-Leonhartsberger, Herr Kirchner, ich danke Ihnen für das Gespräch.
Das Interview führte energate-Chefredakteur Christian Seelos im Rahmen der Handelsblatt-Tagung "Energiewirtschaft Österreich" in Wien.
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