Potsdam (energate) - Das Portfolio an Gas-Industriekunden des insolventen Energieanbieters Natgas könnte an Enerco Systems übergehen. Der vorläufige Insolvenzverwalter Christoph Schulte-Kaubrügger der Anwaltskanzlei White & Case informierte am 19. November alle Kunden schriftlich zu einem möglichen Verkauf der Verträge. Das Schreiben liegt energate vor. Der Geschäftsbetrieb wird derzeit fortgeführt. Parallel zu der Fortführung hat der Insolvenzverwalter "einen strukturierte M&A-Prozess initiiert", um einen Investor zu finden, der die Gaslieferverträge übernimmt. "Derzeit sind meine entsprechenden Verhandlungen mit der Enerco Systems, ein Unternehmen der Nimex Petroleum Group am weitesten fortgeschritten", heißt es in dem Schreiben.
Schulte-Kaubrügger bestätigte gegen über energate die Verhandlungen mit Enerco, die aber noch nicht beendet seien. Es gebe zudem noch zwei weitere Bieter, deren Namen er nicht nannte. Bis zum 24. November solle eine Entscheidung fallen, sagte er. Spätestens zum 1. Dezember muss ein solcher Deal wohl über die Bühne gehen, da spätestens dann das Insolvenzverfahren endgültig eröffnet werden soll.
Enerco würde auch Natgas-Mitarbeiter übernehmen
Enerco sei auch bereit, Mitarbeiter der Natgas zu übernehmen. Die angeschriebenen Unternehmen sollen nun bis zum 27. November mitteilen, ob sie es begrüßen würden, ab 2020 von Enerco mit Gas beliefert zu werden. In dem Schreiben weist Schulte-Kaubrügger aber auch daraufhin, dass Natgas gemäß den eigenen Vertragsbedingungen berechtigt ist, die Verträge auf einen Dritten zu übertragen. Nur wenn das neue Unternehmen die vertraglichen Pflichten nicht erfüllen kann, darf der Kunde die Zustimmung verweigern. Es geht nur um Gaslieferverträge. Das kleine Stromlieferportfolio ist wohl unwirtschaftlich, der Stromvertrieb wird beendet. Die Zahl der Kunden wird nicht genannt, zur Größe des Portfolios werden von Marktteilnehmern unterschiedliche Angaben gemacht, es dürfte zwischen drei und fünf TWh liegen.
Enerco war letztes Jahr selbst insolvent
Natgas hatte am 26. September Insolvenz angemeldet (
energate berichtete). Enerco Systems war selbst im vergangenen Jahr insolvent geworden. Aus einem Verfahren in Eigenverwaltung wurde das Unternehmen Ende des Jahres an Nimex Petroleum verkauft (
energate berichtete). Nimex ist seit 30 Jahren im Ölhandel und -transport vor allem im Mittleren Osten und in einigen afrikanischen Staaten aktiv. Der Inhaber, Azmat Mahmood, ist dabei vor Jahren auch schon einmal ins Visier der nigerianischen Behörden geraten. Das seien politische Dinge gewesen, die lange erledigt seien, sagte er zu energate. Mit der Entwicklung von Enerco ist er zufrieden, auch wenn das Unternehmen vor allem bestehende Verträge mit Industrieunternehmen bewirtschaftet. Es gebe aber auch neue Kunden. Er bestätigte, dass er an der Übernahme aller Mitarbeiter interessiert sei. Es sei ein "beeindruckendes Team."
Enerco hatte im vergangenen Jahr alle nicht wirtschaftlichen Kundenverträge gekündigt, ein kleines Portfolio profitabler Verträge blieb übrig. Mit dem ehemaligen Inhaber und Geschäftsführer von Enerco gibt es noch gerichtliche Auseinandersetzungen. Es geht wohl um die Frage, ob Absprachen eingehalten wurden. Es habe Anfang des Jahres als Nimex die Kontrolle bei Enerco übernommen hatte, Missverständnisse gegeben, kommentierte Mahmood. /hl