Bonn (energate) - Erneut sind in der gemeinsamen Ausschreibung für Solar- und Windenergie an Land sämtliche Zuschläge an Solaranlagen gegangen. Ein Wettbewerb zwischen beiden Technologien fand dabei gar nicht erst statt, da bei der Bundesnetzagentur kein einziges Gebot für ein Windkraftvorhaben einging. Alle 103 Gebote im Umfang von 514 MW wurden für Solaranlagen eingereicht, teilte die Regulierungsbehörde mit. Damit war das zum Stichtag 4. November ausgeschriebene Volumen von 200 MW deutlich überzeichnet. Ohne Chance waren 13 Gebote über insgesamt 86 MW, die wegen "vermeidbaren Formfehlern" ausgeschlossen wurden, so die Bundesnetzagentur.
Durchschnittlicher Zuschlagspreis: 5,40 Cent/kWh
Ein Zuschlag ging nun an 37 Gebote, bei einem durchschnittlichen, mengengewichteten Zuschlagswert von 5,40 Cent/kWh. Das niedrigste Gebot betrug 4,88 Cent/kWh, das höchste noch erfolgreiche lag bei 5,74 Cent/kWh. Der Durchschnittspreis ist damit gegenüber der gemeinsamen April-Auktion (5,66 Cent/kWh) leicht gefallen. Gegenüber der jüngsten technologiespezifischen Solarauktion im Oktober, als 4,90 Cent/kWh erzielt wurden (energate berichtete), stieg der Preis jedoch an. Das zeige, "dass die ausgeschriebenen Mengen Spielraum für Gebote mit unterschiedlichen Kostenstrukturen lassen", urteilte die Regulierungsbehörde.
Dominiert wurde die Ausschreibung einmal mehr von bayerischen Projekten, die 20 Zuschläge (76 MW) einheimsten. Insgesamt war die geografische Verteilung der Zuschläge aber breiter als in den vorherigen Runden, sie gingen in acht Bundesländer. Nach Bayern waren Rheinland-Pfalz (5 Zuschläge; 34 MW) und Schleswig-Holstein (4; 32 MW) am erfolgreichsten. Je zwei Zuschläge gingen nach Baden-Württemberg (18 MW), Mecklenburg-Vorpommern (20 MW) und Sachsen-Anhalt (15 MW). Aus Brandenburg (7 MW) und Hessen (1 MW) kam jeweils ein bezuschlagtes Gebot.
Fünf Zuschläge für Enerparc, vier für N-Ergie
Bei den Unternehmen kam laut Zuschlagsliste der Bundesnetzagentur der Projektierer Enerparc mit fünf erfolgreichen Geboten am häufigsten zum Zuge. Je vierfach tauchen dort Projekte des Nürnberger Versorgers N-Ergie sowie des Projektierers WES Green, einem Joint Venture von Wircon und Enovos, auf. Die MVV-Tochter Juwi, die erst vor einem halben Jahr ihr Engagement im deutschen Solarmarkt wiederbelebt hat (energate berichtete), erhielt einen Zuschlag. Ebenso der EnBW-Konzern und der Projektierer IBC Solar. Mit der Bürgerenergiegenossenschaft Freisinger Land war neben den etablierten Versorgern und Projektierern auch mindestens ein genossenschaftlicher Bieter erfolgreich.
BDEW: Fatale Entwicklung bei Wind geht weiter
Dass bei der gemeinsamen Ausschreibung nicht einmal ein Gebot für ein Windvorhaben ins Rennen geschickt wurde, belegt einmal mehr die ausgewachsene Krise der Branche. "Kein einziges Gebot zum Bau von Windenergieanlagen an Land - die für die Energiewende fatale Entwicklung geht weiter", sagte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae. Sie kritisierte zugleich die Pläne der Bundesregierung, einen 1.000-Meter-Abstand bei Siedlungen ab fünf Häusern einzuführen. Das Ziel, 2030 65 Prozent des Stroms regenerativ zu erzeugen, ließe sich so nicht erreichen, so Andreae. Erfreulich seien hingegen die Ausschreibungsergebnisse für die Solarenergie. "Sie ist ein wichtiger Pfeiler der Energiewende", sagte die BDEW-Chefin. Es sei deshalb erforderlich, bestehende Hemmnisse abzubauen. Dazu zähle etwa, den 10-MW-Deckel für die Förderfähigkeit von Fotovoltaik-Freiflächenanlagen auf Konversionsflächen auf mindestens 20 MW zu erhöhen und die 110-Meter-Korridore entlang von Autobahnen und Schienenwegen auszuweiten. /as