Berlin (energate) - Der Klimawandel in Deutschland ist real und bedroht Umwelt, Gesellschaft und Gesundheit – so lautet das deutliche Fazit des zweiten Monitoringberichts der Bundesregierung, der heute vom Bundesumweltministerium (BMU) und dem Umweltbundesamt (UBA) in Berlin vorgelegt wurde. Auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) zeigt sich alarmiert: „Die Folgen der globalen Erderwärmung sind immer klarer zu erkennen.“ Innerhalb von fünf Jahren ist die Durchschnittstemperatur laut dem Monitoringbericht in Deutschland um 0,3 Grad gestiegen, seit Beginn der Messungen im Jahr 1881 gab es sogar einen Anstieg um 1,5 Grad. 15 der 16 wärmsten Jahre in den globalen Aufzeichnungen wurden in den Jahren seit 2001 registriert, heißt es in dem Monitoringbericht. Dies sei durch natürliche Ursachen nicht mehr erklärbar, so Tobias Fuchs vom Deutschen Wetterdienst (DWD) und betont die Dringlichkeit, mit der wir handeln müssen. Geht es weiter wie bisher, drohe bis Ende dieses Jahrhunderts ein Temperaturanstieg von 3,1 bis 4,7 Grad. Bei einer konsequenten Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen könne dieser auf 0,9 bis 1,6 Grad begrenzt werden.
Schäden in Milliardenhöhe
Die Erhöhung der mittleren Temperatur ist auch mit einer höheren Anzahl „Heißer Tage“ verbunden – dies sind Tage, an denen die Temperaturen über 30 Grad steigen. Diese ist seit 1951 von etwa drei auf derzeit etwa zehn Tage pro Jahr gestiegen. Das setzt auch den Menschen zu, vor allem in den Städten. Erstmals enthält der Monitoringbericht 2019 bundesweite Aussagen zu hitzebedingten Todesfällen: Demnach sind im Jahr 2003 7.500 Menschen mehr gestorben als ohne Hitzeperiode zu erwarten gewesen wäre. In den Jahren 2006 und 2015 gab es jeweils 6.000 zusätzliche Todesfälle.
Land- und Fortwirtschaft sind ebenfalls betroffen: Im Jahr 2018 verursachten Hitze und Trockenheit in der Landwirtschaft Schäden in Höhe von 700 Millionen Euro. Im gleichen Jahr nahmen Waldschäden stark zu, für 2019 ist sogar eine Verstärkung dieses Trends zu erwarten. Die Trockenheit führt zu Problemen in der Grundwasserversorgung und zu deutlichen Einschränkungen in der Schifffahrt und Industrie. So war im vergangenen Jahr etwa wegen der niedrigen Pegelstände die Versorgung von Kohlekraftwerken über den Rhein zeitweise unterbrochen (
energate berichtete). Weitere extreme Wetterereignisse wie Stürme und Starkregen verursachten im vergangenen Jahr Versicherungsschäden in Höhe von insgesamt etwa 3,1 Milliarden Euro an Gebäuden oder Autos.
Neue Gesundheitsrisiken
Angesichts dieser Ereignisse setzt Schulze auch auf Veränderungen in der Infrastruktur. Begrünte Dächer und Gebäudefassaden, Wasserflächen und verschattete Plätze sollen Hitze lindern, die Luftqualität verbessern und durch effizienteren Regenwasserrückhalt Überschwemmungen entgegenwirken. Durch die Klimaveränderung breiten sich Tier- und Pflanzenarten aus wärmeren Gebieten aus. Schlechte Nachrichten hat der Monitoringbericht vor allem für Allergiker: durch die verlängerten Vegetationsperioden sind längere Pollenflugzeiten und eine höhere Pollenkonzentration zu erwarten. /nl