Gallin/Berlin (energate) - Das dritte Smart-Meter-Gateway ist zertifiziert. Der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium Andreas Feicht und BSI-Präsident Arne Schönbohm überreichten das entsprechende Zertifikat am 19. Dezember. Wie energate vorab berichtete, ging es an Peter Heuell, Geschäftsführer der EMH Metering GmbH & Co. KG aus Gallin in Mecklenburg-Vorpommern. Die Zertifizierung dreier Gateways voneinander unabhängiger Anbieter ist zusammen mit einer anschließenden Markterklärung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) Voraussetzung für den Beginn der achtjährigen Pflicht, innerhalb derer der Smart-Meter-Rollout für größere Energieverbraucher durchgeführt werden muss.
Markterklärung braucht noch Zeit
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Entgegen anderslautender Ankündigung wird es jedoch die Markterklärung erst Anfang kommenden Jahres geben, wie das BSI jetzt bekannt gab. Vorher müssten noch Auswirkungen von geplanten Rechtsrahmenänderungen in den verschiedenen Bereichen analysiert werden und die Abstimmung mit dem Bundeswirtschaftsministerium erfolgen, heißt es als Begründung. Bei der Analyse werden insbesondere die Anforderungen unterschiedlicher Einsatzbereiche den technischen Möglichkeiten gegenübergestellt. Dabei betrachtet das BSI alle Teile der Kette - angefangen vom Gateway bis zum Backendsystem. Warum die Behörde die Markterklärung nicht bereits in der Schublade liegen habe, wollte sie offiziell nicht kommentieren.
Der Pflicht zum Rollout intelligenter Zähler umfasst alle Kunden ab einem Verbrauch von 6.000 kWh Strom pro Jahr. Zudem gilt sie auch für Verbraucher, die zum Beispiel mit Solaranlagen mit einer Leistung von sieben bis 100 Kilowatt installierter Leistung selbst Strom erzeugen oder die ein verringertes Netzentgelt für eine Wärmepumpe oder eine Nachtspeicherheizung zahlen. Ab dem Tag der Markterklärung haben die grundzuständigen Messstellenbetreiber drei Jahre Zeit, um zehn Prozent der Pflichteinbauten abzuarbeiten, danach weitere fünf Jahre für 100 Prozent.
Eigene Lösung zur sicheren Lieferkette
EMH-Geschäftsführer Heuell freute sich über die Zertifizierung seines Gateways mit den Namen "Casa". Nun könne der Rollout endlich losgehen, so Heuell. Neben den notwendigen Tarifanwendungsfällen erfüllt die Lösung von EMH auch die Anforderungen an eine sichere Lieferkette (Silke). Dabei schützt die Umverpackung der einzelnen Gateways vor Manipulation: Wird der Safebag aufgerissen, verändert sich das Muster des Verschlusses.
Auch Michael Wübbels, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), begrüßte die Zertifizierung grundsätzlich. Stadtwerke könnten nun ab sofort von der Planungs- in die Umsetzungsphase gehen. Zudem könnten sie smarte Geschäftsmodelle für ihre Kunden auf den Weg anbieten. Gleichzeitig zeigte sich Wübbels auch skeptisch: "Die Geräte der ersten Generation werden aber beweisen müssen, dass sie die angekündigten Mehrwerte bieten." Sie müssten zudem beweisen, dass sie praxistauglich sind, sich in unterschiedliche Systeme integrieren lassen, und zukunftsfähig per Update sind." Dies sei unter anderem notwendig, damit Smart Meter etwa in einem Wohnquartier die Stromerzeugung über Fotovoltaikanlagen oder die Ladevorgänge von Elektroautos intelligent steuern können.
Deutlich kritisch äußerte sich hingegen der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV). Es sei zu befürchten, dass Verbraucher auf den Zusatzkosten sitzen blieben. Laut Verband werden für die Smart Meter Betriebskosten in Höhe von 23 bis 100 Euro jährlich fällig. Hinzu kämen für Hauseigentümer Umbaukosten für einen neuen Zählerschrank, falls der alte nicht ausreiche. Zudem kritisiert der VZBV die mangelnden technischen Möglichkeiten der Zähler: "Viele variable Tarife können mit diesen Smart Metern noch nicht genutzt werden." Seiner Einschätzung nach seien Smart Meter der ersten Generation technisch nicht in der Lage, Fotovoltaikanlagen und Ladestationen für Elektrofahrzeuge je nach Netzauslastung selbstständig zu steuern. Dafür seien weitere Zusatzgeräte erforderlich. /sd