Brüssel (energate) - Die europäische Autoindustrie und die europäische Gaswirtschaft plädieren für mehr Erd- und Biogas sowie LNG im Straßenverkehr. Der europäische Verband der Automobilhersteller (ACEA), der europäische Biogasverband (EBA) und der europäische Verband zur Förderung von Erd- und Biogas als Kraftstoff von Straßenfahrzeugen (NGVA), fordern von der EU den Aufbau eines EU-weiten "Multi-Fuel"-Betankungsnetzes. Eine entsprechende Erklärung unterschrieben die drei Verbände auf einer Veranstaltung des europäischen Partnerschaftsverbandes "GasNaturally", zu dem sieben Verbände der gesamten Wertschöpfungskette der Gaswirtschaft gehören.
Auf der Veranstaltung ging es insbesondere um die Zukunft von LNG in einer zunehmend dekarbonisierten EU. "GasNaturally" sieht sich gegenüber der Politik in einer guten Position. Ein Grund ist ein Auftrag der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an die EU-Energiekommissarin Kadri Simson, das Potenzial von LNG für die EU auszuschöpfen. Hinzu kommt das immer reichlicher vorhandene und billiger werdende LNG. "2019 war ein Rekordjahr für das weltweite LNG-Angebot. Das Switching-Potenzial von Kohle zu Erdgas in der EU ist riesig", sagte Peter Fraser von der Internationalen Energieagentur (IEA).
Potenzial für Güterverkehr
Großes Potenzial für LNG identifizierten die Verbände im Straßengüterfernverkehr. ACEA rechnet damit, dass 2030 ein Viertel aller neu zugelassenen LKW mit LNG betankt werden. Die Zahl der mit Erdgas angetriebenen PKW werde dann zehn Mal höher sein als heute und auch Biogas werde mit 45 Mrd. Kubikmetern reichlich vorhanden sein, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Zudem könne der Ausbau bei den schon bestehenden Tankanlagen ansetzen.
Langfristig bis zum Jahr 2050, wenn die EU klimaneutral sein soll, ließen sich die Fahrzeuge mit Wasserstoff betreiben. "Wir wollen die CO2-Emissionen im Straßenverkehr in der EU um 90 Prozent bis 2050 reduzieren", sagte Alexandre Paquot von der Klimaabteilung der EU-Kommission. Das sei technisch und ökonomisch machbar, betonte er. Seine Abteilung werde die CO2-Standards für Straßenfahrzeuge im Juni 2021 wohl nochmals erhöhen und die Erneuerbaren-Richtlinie dafür zum dritten Mal überarbeiten.
Letzteres ist insbesondere dem Leiter des europäischen Wasserstoffverbands Hydrogen Europe, Jorgo Chatzimarkakis, ein Anliegen. Dem Verband ist eigentlich egal, woher der Wasserstoff kommt, aber bei E-Fuels durch Elektrolyse sieht auch er eine Benachteiligung durch die derzeitige Erneuerbaren-Richtlinie (
energate berichtete). "Wir werden wohl Wasserstoff aus Afrika importieren müssen", antwortete der Leiter des europäischen Verbands der Gasindustrie, Eurogas, James Watson auf energate-Nachfrage. /rl