Wien (energate) - Die Tiroler Landesregierung aus ÖVP und Grünen hat einen Zeitplan und erste Eckdaten ihrer Wasserstoffstrategie präsentiert. Damit ist Tirol das zweite Bundesland nach Kärnten, das in Österreich eine konkrete Wasserstoffstrategie verfolgt. Der Einsatz des Gases als Energieträger wird auch im Programm der neuen Bundesregierung explizit erwähnt (energate berichtete). In Tirol soll nun die Landesgesellschaft "Lebensraum Tirol Holding" bis Mitte des heurigen Jahres Möglichkeiten einer Umsetzung analysieren und eine "Prioritätenliste" vorlegen. Die Landesgesellschaft kooperiert dabei mit dem Versorger Tiwag, dem Verkehrsverbund Tirol sowie Wasser Tirol. Mit der Analyse sollen auch erste Angaben zu den Kosten vorliegen. Danach sei geplant, bei der EU um Fördergelder anzusuchen, kündigte Landeshauptmann Günther Platter an.
Projektleiter kommt von BBT SE
Die Leitung des Projekts übernimmt Konrad Bergmeister. Der Südtiroler war bis September des Vorjahres einer der beiden Vorstände der BBT SE. Die Gesellschaft steuert den Ausbau des Brennerbasistunnels, des größten laufenden Tunnelbauprojekts Europas. Bergmeister bringt daher umfangreiches Wissen zu Abläufen in Großprojekten sowie der Geologie mit. Bei der Präsentation der Pläne hat Platter auch Bergmeisters "enormes Know-how in den Bereichen Wasserstoff und EU-Förderungen" hervorgehoben. Diese Kenntnisse sollen dem Projektleiter dabei nützen, auch die technischen Möglichkeiten bei Lastwagen und Bussen im Blick zu behalten, ebenso wie beim künftigen Netz von Wasserstoff-Tankstellen.
Die Pläne der Strategie sehen auch die Errichtung von "Wasserstoff-Korridoren" vor, wie Umweltlandesrätin und Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe ausführte. Dies soll "fossilfreie Möglichkeiten beim Transport" gewährleisten - und zwar dort, wo Schienen nicht hinführen, so Felipe. "Die Brennerroute mit ihrem Schwerlastverkehr und der damit einhergehenden Emissionsbelastung für die Bevölkerung ist Tirols Hauptproblem im Transit", so Felipe.
Besonderes Tiroler Potenzial
Ein Beispiel für ein Projekt, das sich kurz vor der Umsetzung befindet, ist die Zillertalbahn. Diese Schmalspurbahn verkehrt auf 32 Kilometern und soll demnächst den Testbetrieb mit Wasserstoffantrieb aufnehmen. Für 2023 ist dann der Regelbetrieb mit Wasserstoff geplant - als erste Schmalspurbahn der Welt (energate berichtete). Doch der Einsatz von Wasserstoff bei Bahn, Lkw und Bussen ist nicht alles. Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler (ÖVP), der für Energie und Verkehr zuständig ist, verwies auch auf die besonderen Bedingungen Tirols: "Wir haben die Möglichkeit, Wasserstoff aus Überschussstrom unserer Wasserkraftwerke zu erzeugen und im Nahbereich über das Erdgasnetz zur Wärmebedarfsdeckung und als Treibstoff einzusetzen." Diese Kombination aus Erzeugungs- und Verwertungsmöglichkeiten mache Tirol in Europa einzigartig. /Peter Martens