Essen (energate) - Der Energieversorger Eon kooperiert beim Ausbau der Schnellladeinfrastruktur für Elektroautos mit dem Volkswagen-Konzern. VW liefert dazu die Hardware für flexible Ultraschnellladesäulen, die um eine eigene Batterie ergänzt sind. Die Software für den Betrieb kommt von Eon. Gemeinsam stellten Eon-Vorstandsmitglied Karsten Wildberger und Thomas Schmall, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Group Components, die Kooperation auf der "E-world" in Essen vor. Das unter dem Namen "E.ON Drive Booster" angebotene Produkt sei schneller, einfacher und günstiger als herkömmliche Lösungen, kündigte Wildberger an.
Ein herkömmlicher Stromanschluss reicht
Die Besonderheit an den Schnellladern ist, dass sie trotz ihrer Leistung von bis zu 150 kW mit einem herkömmlichen Stromanschluss von 16 bis 63 Ampere auskommen. Darüber wird dauerhaft eine 194-kWh-Batterie geladen, die gleichzeitig in rund 15 Minuten zwei E-Autos für circa 200 Kilometer Reichweite laden kann. "Diese Ladevorgänge finden vom Stromnetz abgekoppelt statt", erklärte Schmall. Vorübergehend können die flexiblen Ladesäulen auch ganz ohne Netzanschluss auskommen. Die Vorteile des Ansatzes mit einem Batteriesystem sind günstigere Installationen, breitere Verfügbarkeiten an mehr Standorten sowie ein schnellerer Ausbau von Schnellladepunkten, hieß es weiter.
VW arbeitet schon länger an dieser flexibel einsetzbaren Ladelösung. Zuletzt hatte der Konzern in seiner Heimatstadt Wolfsburg die ersten Anlagen aufgestellt (
energate berichtete). Den großflächigen Einsatz will VW aber mit einem Partner stemmen. "Wir haben jemanden gesucht, der uns den Vertrieb abnimmt", sagte Schmall. Fündig wurde VW in Essen beim Eon-Konzern. Dieser hat als Kunden Stadtwerke und Kommunen sowie Betreiber von Tankstellen und Raststätten im Blick. Darüber hinaus sei das Angebot auf die Elektrifizierung von Parkplätzen des Einzelhandels sowie auf Logistikunternehmen, wie etwa Paketdienste, zugeschnitten.
Erste Tests in der zweiten Jahreshälfte
In der zweiten Jahreshälfte will Eon die neuen Ladesäulen an sechs Autobahntankstellen testen. Anschließend wird das Produkt im deutschen Markt eingeführt, die Vorvermarktung laufe nun an, so Wildberger. Kunden können das Produkt dann über ein Leasing finanzieren. Der Betrieb kann auch unter eigener Flagge der Kunden stattfinden. "Wir werden es als White-Label-Lösung anbieten", so das Eon-Vorstandsmitglied. Versorgt werden die Ladesäulen mit Ökostrom. Updates, Fernwartung und Abrechnung erfolgen über die zentrale Software-Plattform von Eon.
Zu Preisen äußerten sich die Vorstände nicht. Klar sei, dass die Preisgestaltung an den Ladesäulen transparent und fair sein müsse. "Das ist im Markt derzeit nicht immer so", so Wildberger. Auch bei den Ausbauzielen nannten die Unternehmensvertreter keine konkreten Zahlen. VW habe die Kapazität, die heute etwa 24.000 installierten Ladepunkte in drei bis vier Jahren zu verdoppeln, so Schmall. Absolute Ziele wollte er aber nicht nennen.
Mit dem Angebot von Eon kommt eine weitere innovative Lösung für flexible Schnellladesysteme auf den Markt. Zuletzt hatte der Energiekonzern Uniper ein eigenes Konzept vorgestellt, das ganz ohne Netzanschluss auskommt. Statt einer kontinuierlichen Stromversorgung bringt Uniper die Ladesäulen zum Wiederaufladen in zentrale Standorte und liefert sie von dort wieder aus (
energate berichtete). /as