Senftenbach (energate) - Der norwegische Speicherspezialist Energynest baut für den oberösterreichischen Ziegelhersteller Senftenbacher einen neuartigen thermischen Energiespeicher. Wie ein Sprecher gegenüber energate erklärte, führen Ingenieure von Energynest derzeit auf dem Gelände von Senftenbacher erste Berechnungen durch. Die Pilotanlage mit einer Leistung von 6 bis 8 MW nutzt einen speziellen Beton, der Wärme besonders gut speichern und leiten kann. Die Produktion der Anlage soll in der zweiten Jahreshälfte erfolgen und zwar am niederländischen Energynest-Standort in Rotterdam. Danach ist der Transport der Batteriemodule mit Abmessungen von 20-Fuß-Standardcontainern per Lastwagen nach Oberösterreich geplant.
"Signifikante Einsparungen"
Senftenbacher will mit der Einbindung des thermischen Speichers in die Produktion seinen Erdgasverbrauch senken und so in Zukunft mindestens 1.500 bis 2.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. "Damit liefern wir schon bald Ziegel mit dem geringsten CO2-Fußabdruck", erklärte Peter Flotzinger, Geschäftsführer von Senftenbacher, in einer Mitteilung. Das finanzielle Volumen des Auftrags beziffern Senftenbacher und Energynest nicht. Allerdings betonten Projektbeteiligte gegenüber energate, dass auf der Kostenseite "signifikante Einsparungen" erwartet werden. Die EU hat das Projekt als vorbildlich eingestuft und fördert es im Rahmen des Programms "Horizon 2020".
Stahlrohre im Spezialbeton
Der Feststoffspeicher von Energynest besteht aus Stahlrohren, die von einem Spezialbeton ummantelt sind, der als Energiespeicher fungiert. Dieser von Heidelbergcement entwickelte Beton verfügt über eine besondere Wärmekapazität, Wärmeleitfähigkeit und eine technische Lebensdauer von 30 bis 50 Jahren. In die Stahlrohre kommt überschüssige, mehrere hundert Grad heiße Luft aus dem Tunnelofen des Ziegelherstellers, wird in Dampf umgewandelt und später wieder in der Produktion verwendet. Bei Senftenbacher soll damit in Zukunft in bestimmten industriellen Prozessen Erdgas komplett ersetzt werden, was die Anlage nach Angaben der Beteiligten besonders wirtschaftlich macht.
Zudem sei der Speicher wegen der günstigen Materialien billiger als andere Speichertypen und könne mit Strom, Wärme oder Dampf beschickt werden, erläuterte Energynest-Geschäftsführer Christian Thiel im Vorjahr gegenüber energate (
energate berichtete). Mit seiner Technologie konkurriert Energynest am Markt mit Firmen wie Salt-X Energy Storage. Energynest ist allerdings nach den Worten von Thiel "das erste Unternehmen, das marktreife thermische Speicher für die Industrie anbietet und bereits installiert". Das Projekt bei Senftenbacher zeige, dass die Dekarbonisierung der energieintensiven Industrie schon heute "technisch möglich und wirtschaftlich interessant" sei.
Pilotprojekte in Oberösterreich und Sizilien
Für die 2011 gegründete norwegische Technologiefirma Energynest ist es das zweite große Kundenprojekt. Zuvor hatte das Unternehmen über mehrere Jahre eine Demonstrationsanlage in Masdar City in Abu Dhabi getestet (
energate berichtete). Vor drei Jahren eröffnete Energynest ein Produktionszentrum für thermische Batterien in Rotterdam. Zeitgleich mit dem Projekt bei Senftenbacher entwickelt Energynest eine Anlage für einen Standort des italienischen Energiekonzerns Eni in Sizilien. Dieses Projekt ist jedoch anders ausgelegt: Dort soll die thermische Batterie Wärme aus einer solarthermischen Anlage zwischenspeichern. Der Produktionsbeginn dieser Anlage ist für April geplant.
/Peter Martens