Wien (energate) - Der Gasverbrauch in Österreich ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Eine Ursache dafür war, dass Betreiber angesichts der lange unklaren Transitfrage von russischem Gas über die Ukraine die Gasspeicher stärker befüllten als im Vorjahr. Das zeigen aktuelle Zahlen der Regulierungsbehörde E-Control. Aber auch Gaskraftwerke liefen im Zuge sogenannter Redispatch-Maßnahmen mehr als im Jahr 2018. Im Strommarkt spielte Gas folglich ebenfalls eine größere Rolle. Aber auch für die Wasserkraft war 2019 ein gutes Jahr.
Das vergangene Gasjahr sei von befürchteten Importbeschränkungen von russischem Erdgas geprägt gewesen. "Bekanntermaßen ist es dann doch zu keiner Lieferunterbrechung gekommen. Österreich wäre aber im Fall der Fälle gut vorbereitet gewesen", sagte Vorstand Wolfgang Urbantschitsch laut Protokoll bei einem Hintergrundgespräch in Wien. Ausführliche Daten dazu hatte Carola Millgramm, Leiterin der Gasabteilung der E-Control, schon Ende November geliefert (
energate berichtete). Nach den jüngsten Zahlen war in Österreichs Gasspeichern, die ein Gesamtvolumen von 93.400 GWh haben, Ende des Vorjahrs um etwa ein Drittel mehr Gas eingelagert als im Jahr zuvor.
Kraftwerke brauchen mehr Gas für Stabilisierung der Stromnetze
Der Gasverbrauch stieg im Vorjahr um etwa 3.500 auf 94.000 GWh. Ein wesentlicher Treiber war Urbantschitsch zufolge auch die höhere Nachfrage durch Gaskraftwerke. Diese haben den Energieträger demnach zunehmend für die Verstromung genutzt, um die weiter steigenden Eingriffe zur Stabilisierung der Netze zu bewältigen. So haben Gaskraftwerke von April bis September um etwa 1.500 GWh mehr Strom produziert als im Vorjahr.
Die Abgabe von Gas an Endverbraucher stieg um vier Prozent auf 94.210 GWh. Die Erdgasimporte erhöhten sich um 4,5 Prozent, die Exporte sanken um knapp drei Prozent, was unter dem Strich einen Anstieg der Nettoimporte um etwa 37.000 auf 121.000 GWh bedeutet. Das habe die Einspeicherung wesentlich begünstigt, so die Regulierungsbehörde. Im gleichen Zeitraum sank die heimische Produktion von Erdgas um neun Prozent und die Einspeisung von biogenem Gas um elf Prozent.
Stromerzeugung profitiert von guter Wasserführung
Die Bruttostromerzeugung Österreichs legte im Jahr 2019 um 5.400 GWh auf knapp 73.000 GWh zu. Die Nettoimporte sanken deutlich um 5.800 GWh auf nur noch 3.100 GWh. "Vor allem die gute Wasserführung im Sommerhalbjahr hat dazu geführt, dass heimische Kraftwerke 1.700 GWh mehr produziert haben als der Stromverbrauch im Inland betragen hat", sagte Urbantschitsch dazu.
Beim Verbrauch von Strom gab es mit einem Anstieg um 105 GWh auf 66.000 GWh nahezu eine Seitwärtsbewegung. Im Jänner des Vorjahres verzeichnete die Regulierungsbehörde die größte Abgabe an Endverbraucher inklusive der Netzverluste in Höhe von 6.140 GWh. Im Juni betrug der Verbrauch 4.700 GWh. Zum Vergleich: Erneuerbare Kraftwerke und Kleinanlagen haben im Jänner 4.460 GWh und im Juni 5.760 GWh Strom erzeugt.
Die Leistung der Laufwasserkraft lag nach starken Rückgängen in der Dürrephase 2018 im Vorjahr wieder um zwei Prozent über dem langjährigen Durchschnitt. Historisch gesehen schwankt die Wasserkraftproduktion um rund 16 Prozent in beide Richtungen. Entsprechend produzierten die Wasserkraftwerke 2.500 GWh mehr als im Vorjahr. Bei Strom aus Windkraftanlagen und Kleinanlagen betrug der Anstieg lediglich 400 GWh.
Pumpspeicher gut gefüllt
Bei den Pumpspeichern habe die hohe Wasserführung im Juni dazu geführt, "dass alleine in diesem Monat netto beinahe 1.400 GWh in die Jahresspeicher eingefüllt wurden", berichtete der Vorstand der E-Control weiter. "Teilweise ist diese Auffüllung auch deshalb entstanden, um den bereits hohen Pegelstand der unterliegenden Gewässer zu entlasten." Das Fassungsvermögen der Pumpspeicher in Österreich entspricht einer Leistung von knapp 3.300 GWh. Zum Jahresende waren davon noch etwa 2.180 GWh vorhanden. Bei den eingespeicherten fossilen Energieträgern schließlich hatte die Schließung des Kohlekraftwerks Dürnrohr 2019 zu deutlichen Rückgängen geführt. So waren zum Jahresende lediglich 635 GWh an Brennstoffen vorrätig, das war um die Hälfte weniger als im Jahr zuvor.
/Peter Martens