Lingen/Gelsenkirchen (energate) - Unter dem Namen "GET H2 Nukleus" will ein Konsortium aus BP, Evonik, Nowega, OGE und RWE Generation eine Wasserstoffleitung von Lingen nach Gelsenkirchen bauen. Über die Leitung sollen industrielle Abnehmer in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen mit grünem Wasserstoff versorgt werden. Die Wasserstoffleitung soll als regulierte Leitung einen diskriminierungsfreien Zugang für Dritte zu transparenten Preisen ermöglichen. Ein entsprechender regulatorischer Rahmen fehlt allerdings bisher. Die Teilnehmer des Konsortiums hoffen, dass sich dies noch in dieser Legislaturperiode ändert. Es gibt dazu vielfältige Diskussionen und Überlegungen bei verschiedenen Institutionen. Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums hatten angekündigt, diese Diskussionen im Rahmen eines Folgeprojektes zur Initiative "Gas 2030" zu bündeln.
Chemiepark und Raffinerien als Abnehmer
Die 130 Kilometer lange Leitung soll in erster Linie aus Gasleitungen der beiden Fernleitungsnetzbetreiber OGE und Nowega bestehen, die umgewidmet werden. Das Chemieunternehmen Evonik wird einen kleinen Leitungsabschnitt neu bauen, der aber wohl auch von den beiden FNBs betrieben werden soll. Firmen im Chemiepark Marl - neben dem Betreiber Evonik sind das 17 Unternehmen - sowie die BP Raffinerien in Lingen und Gelsenkirchen könnten erste Abnehmer des grünen Wasserstoffs sein.
Für Raffinerien ist grüner Wasserstoff eine mögliche Option zur Erfüllung der Quoten für nachhaltige Kraftstoffe. Dies setzt allerdings eine Umsetzung der europäischen Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II) voraus, die dazu einen handhabbaren Rahmen schafft. Bis Mitte 2021 muss die Umsetzung erfolgen, das Bundesumweltministerium hat die Federführung. Der grüne Wasserstoff soll erst einmal aus einer 100-MW-Elektrolyseanlage kommen, die RWE Generation in Lingen bauen will. Aber in der Region Lingen gibt es weitere potenzielle Anbieter für grünen Wasserstoff. So wollen Amprion und OGE als Partner im Projekt "Hybridge" dort einen Elektrolyseur bauen, der ebenfalls eine Leistung von 100 MW haben soll.
Inbetriebnahme für 2022 geplant
Bis Ende 2022 sollen die Wasserstoffleitung und der Elektolyseur in Betrieb gehen. Bisher wurde aber nur eine Absichtserklärung unterzeichnet, mit der man wohl auch die Politik zum Handeln bringen will. Die Projektpartner sind alle auch an dem Projekt GET H2 beteiligt, das sich mit dem Bau eines 105 MW Elektrolyseurs erfolglos an dem Reallabor-Wettbewerb beteiligt hat. Die Realisierung des GET-2H-Nukleus-Projektes kann aber unabhängig von dem Basisprojekt erfolgen. /hl