Berlin (energate) - Der Verband der Familienunternehmer plädiert für Ausnahmen beim geplanten Emissionshandel für fossile Brennstoffe. Sie sollten etwa für Unternehmen gelten, bei denen viel Prozessenergie eingesetzt wird, sagte Verbandsvizepräsident Karl Tack zu energate. Auch die Wirtschaftsvereinigung Stahl fordert angesichts der aktuellen Krise Entlastungen bei Energie- und Klimakosten.
Der Verband der Familienunternehmer vertritt rund 180.000 mittelständische Betriebe in Deutschland. Energiekosten sind dort bei oft knappen Margen ein generelles Thema, auch schon vor der aktuellen Krise durch die Coronaepidemie. Der Forderung aus der FDP-Bundestagsfraktion, den für 2021 geplanten Emissionshandel für fossile Brennstoffe auszusetzen, um Unternehmen zu entlasten, will sich der Verband aber nicht uneingeschränkt anschließen. Das Instrument sei richtig, heißt es. "Es muss aber Ausnahmen für Unternehmen geben, die viel Prozessenergie benötigen", sagt Verbandvize Tack.
"Schnell weg vom Fenster"
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Als Beispiel führt Tack etwa Hochofenprozesse an. Hier gibt es aktuell keine Alternativen zum Einsatz von Erdgas, um die entsprechenden Temperaturen zu erzeugen. "Wenn da nichts passiert, sind diese Unternehmen ganz schnell weg vom Fenster“, warnte Tack. Im beschlossenen Emissionshandelsgesetz sind mögliche Ausnahmen vorgesehen, sollten durch die CO2-Bepreisung für fossile Brennstoffe bei Betrieben "unzumutbare Härten" entstehen. Weitere Details müsste die Bundesregierung in einer Rechtsverordnung klären. Bei anderen, weniger energieintensiven Unternehmen hält der Verband dagegen Entlastungen über eine Senkung von Energiesteuern und EEG-Umlage für sinnvoll und zwingend. Diese hatte zuletzt unter anderem der bayrische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ins Spiel gebracht.
Stahlbranche wünscht sich Entlastung
Bereits vor der Krise nicht gerade rosig aufgestellt waren die Unternehmen der Stahlbranche. Sie stehen vor der Herausforderung, in neue, CO2-arme Produktionsprozesse zu investieren und dabei gleichzeitig im harten Wettbewerb mit außereuropäischer Konkurrenz zu bestehen. Die Eindämmung der Coronapandemie habe für die Stahlindustrie aktuell höchste Priorität, erklärte Hans-Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, gegenüber energate. Es gehe darum, die industrielle Wertschöpfung zu sichern. Maßnahmen zur Unterstützung seien vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Nachfragerückgänge erforderlich. "Dazu gehören auch Entlastungen bei energie- und klimapolitisch bedingten Kosten", so Kerkhoff. /kw