Wien (energate) - Nach dem schweren Erdbeben in Kroatien am Wochenende fordern Politiker aller Parteien in Österreich die sofortige Schließung des slowenischen Atomkraftwerks Krsko. "Die Coronakrise hat massive Auswirkungen auf ganz Europa, ein Atomunfall wäre jetzt nicht verkraftbar", warnte Martin Litschauer, Anti-Atom-Sprecher der Grünen im Nationalrat. Alte, störanfällige Atomkraftwerke müssten daher jetzt sofort heruntergefahren werden. Das gelte insbesondere für den 1983 erbauten Reaktor in Krško. Dieser liegt nur 40 Kilometer vom Epizentrum des Erdbebens vom Wochenende entfernt, das auf eine Stärke von 5,4 kam.
In der aktuellen Situation gelte es, alle möglichen Gefahrenquellen auf ein absolutes Minimum zu reduzieren, forderte Litschauer weiter. "Denn ein zweites Fukushima würde Europa in diesen Zeiten ins Chaos stürzen“, warnte er. Auch aus Sicht der Grünen sollten Atomkraftwerke grundsätzlich und dauerhaft vom Netz gehen. "Aber in Zeiten wie diesen zumindest so lange, wie die Coronakrise Europa im Würgegriff hat", sagte Litschauer. Zumal der Strom angesichts des weitgehenden Lockdowns der europäischen Wirtschaft aktuell ohnehin nicht gebraucht würde.
Parteiübergreifende Zustimmung
ThemenseitenAuf folgenden Themenseiten finden Sie weitere Meldungen zum Thema. Corona Kernenergie
Auch die anderen Parteien schlugen den gleichen Ton an. "Atomkraft ist keine Technologie der Zukunft und darf in Europa keinen Platz haben", betonte beispielsweise auch ÖVP-Umweltsprecher Johannes Schmuckenschlager. Es sei unverständlich, dass trotz der bekannten hohen Sicherheits- und Gesundheitsrisiken zahlreiche Staaten in Europa nach wie vor auf Atomkraft setzen. "In Europa brauchen wir sichere, nachhaltige, innovative und wettbewerbsfähige Energiesysteme, aber keine Kernenergie - und schon gar nicht in Zeiten wie diesen“, bekräftige der ÖVP-Umweltsprecher.
Sorge in Kärnten und Steiermark
Besonders groß ist die Sorge in den grenznahen Bundesländern Steiermark und Kärnten. "Dieses Mal ist vielleicht noch einmal alles gut gegangen, aber was ist beim nächsten Mal?", fragte Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ). Eine Schließung des Altmeilers in Slowenien forderten auch SPÖ-Politiker in der Steiermark: "Die Konstruktion des im Jahr 1983 in Betrieb genommenen Atomkraftwerks in Krško ist auf eine maximale Laufzeit von 40 Jahren ausgelegt. Daher muss der Betrieb spätestens im Jahr 2023 enden", erklärte der steirische Landeshauptmannstellvertreter Anton Lang.
FPÖ-Umweltsprecher Walter Rauch mahnte, dass das Erdbeben ein "Weckruf für Slowenien" sein müsse. Der Reaktor müsse endlich heruntergefahren und geschlossen werden. Doch die Verantwortlichen in Slowenien um den Betreiber NEK wollen von einer Schließung nichts wissen und planen derzeit sogar den Zubau eines zweiten Atomreaktors in Krško. Die Anlage befindet sich in einem Erdbeben-Hochrisikogebiet in Europa. Der Atommeiler liegt ungefähr 50 Kilometer vom kroatischen Zagreb und 170 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt. Wegen der Coronakrise arbeiten auch Mitarbeiter des Atomkraftwerks Krško im Homeoffice, was die Gefahrenlage nach Ansicht von Experten noch erhöht. /Irene Mayer-Kilani