Berlin (energate) - Jüngst schien der Hochlauf der Elektromobilität noch in voller Fahrt. Nun zwingt die Coronakrise Autohersteller, vorerst auf die Bremse zu treten. energate fragte mehrere Unternehmen aus der Branche, welche Auswirkungen die Epidemie auf die Produktion von E-Autos hat.
Das öffentliche Leben liegt derzeit mehr oder weniger still, das gleiche gilt für die Werke der Automobilhersteller. Vergangene Woche kündigte Daimler an, den Großteil seiner europäischen Produktion für die kommenden zwei Wochen zu unterbrechen. Ob es danach zu einer Verlängerung der Maßnahme kommt, sei bisher nicht sicher. Klar sei hingegen, dass die globale Lieferkette vorerst nicht im bisherigen Umfang aufrechterhalten werden könne. Trotz allem zeigt sich Daimler optimistisch bezüglich seines kommenden E-Automodell "EQA". Das Auto werde voraussichtlich nach wie vor im zweiten Halbjahr 2020 auf den Markt kommen, so ein Sprecher zu energate. Die Produktionsteile seien verfügbar. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Epidemie ließen sich derzeit noch nicht in vollem Umfang beziffern, auch wenn ein Absatzrückgang absehbar sei.
Infektions- statt Lieferketten
Der Autohersteller BMW meldet derweil bereits einen Absatzrückgang auf dem chinesischen Markt. "Im Zuge des sprunghaften Anstiegs der Coronainfektionen in anderen Regionen der Welt, aktuell insbesondere in Europa und Nordamerika, gehen wir nunmehr davon aus, dass der weltweite Absatz deutlich unter dem Vorjahr liegen wird", prognostiziert eine BMW-Sprecherin. Dementsprechend habe das Unternehmen seine Automobilwerke in Europa sowie das Werk Rosslyn in Südafrika stillgelegt. Eine Wiederaufnahme der Produktion sei frühstens am 19. April 2020 zu erwarten. Doch auch im Hause BMW scheint die Markteinführung der kommenden Elektromodelle dem ursprünglichen Zeitplan zu folgen. Für den Herbst 2020 ist wie zuvor die Einführung des elektrisch angetriebenen "iX3" geplant. 2021 soll der Bau zwei weiterer Elektromodelle folgen.
Nachfrage gering
Opel meldet auf Anfrage von energate, dass die derzeitigen Elektromodelle "X Hybrid4" und "Corsa-e" weiterhin bestellbar seien. Für den kurzfristigen Bedarf seien genug Autos verfügbar. Über langfristige Auswirkungen könne sich das Unternehmen derzeit nicht äußern.
Der Volkswagen-Konzern passt sich ebenfalls den Auswirkungen der Coronakrise an und meldet die vorrübergehende Schließung deutscher und europäischer Werke. "Die Ausbreitung des Corona-Virus in Europa belastet die Nachfragesituation zunehmend", beklagte Ralf Brandstätter, Chief Operation Officer bei Volkswagen. Zugleich sei die Versorgung der Werke mit Zulieferteilen immer schwieriger. Das E-Modell "ID.3" will der Hersteller jedoch nach wie vor diesen Sommer an die ersten Kunden ausliefern.
Staatliche Hilfe benötigt
Andere Unternehmen fürchten derweil sogar eine Existenzbedrohung durch die Coronakrise. Der Elektroautohersteller Ego Mobile meldete, wahrscheinlich staatliche Hilfe zu benötigen, um die Zeit der Epidemie zu überstehen (
energate berichtete). Derzeit werde ein Kreditrisiko durch die Förderbank KFW nur bis zu 90 Prozent des Kreditbetrages übernommen. "Viele Unternehmen sind jedoch darauf angewiesen, dass das Risiko vorrübergehend komplett übernommen wird", so Günther Schuh, CEO der Ego Mobile im Gespräch mit energate. /nl