Berlin (energate) - Trotz der Coronapandemie und der damit verbundenen Einschränkungen ist die Versorgung mit Strom, Gas und Mineralölprodukten aus Sicht der Bundesregierung nicht gefährdet. Das geht aus einem aktuellen Lagebericht des Bundeswirtschaftsministeriums hervor, der energate vorliegt. In bestimmten Bereichen sind aber Probleme erkennbar.
Der Lagebericht vom 24. März fasst die Auswirkungen der aktuellen Pandemie auf die Wirtschaft im Land zusammen. Verschiedene Sektoren werden analysiert, auch der Bereich Energie. Bei der Versorgung mit Strom- und Gas sieht das Bundeswirtschaftsministerium demnach keine akuten Probleme. Das Papier beruft sich unter anderem auf einen wöchentlichen Bericht der Bundesnetzagentur an das Ministerium. Auswirkungen auf die Stromversorgungssicherheit seien demnach "nicht naheliegend". Diese könnten allenfalls auftreten, wenn es Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung eines Minimalbetriebs in kritischen Einrichtungen gebe, gemeint sind etwa Leitwarten von großen Netz- oder Kraftwerksbetreibern.
Ausnahmen für Schlüsselpersonal
Unter anderem muss daher aus Sicht des Ministeriums sichergestellt werden, dass Ausgangsbeschränkungen von den Bundesländern so gestaltet werden, dass das für die Energieversorgung benötigte Personal weiterhin Zugang zu den Arbeitsplätzen hat. Die Kommunen müssten zudem dafür sorgen, dass es nicht zu kritischen Personalengpässen komme, weil das betriebsnotwendige Schlüsselpersonal durch Schul- und Kitaschließungen Betreuungsaufgaben wahrnehmen muss.
Auch bei der Gasversorgung sieht das Bundeswirtschaftsministerium derzeit keine Einschränkung und verweist auf wöchentliche Berichte des Energieverbandes BDEW. Für das Personal in kritischen Einrichtungen wie Verdichterstationen oder Leitwarten sei durch die Infrastrukturbetreiber die notwendige Vorsorge getroffen worden.
Bundesregierung bestätigt Probleme bei Marktraumumstellung
Der Bericht bestätigt aber, dass durch die aktuellen Einschränkungen Verzögerungen in der Marktraumumstellung zu erwarten sind (energate berichtete). "Teilweise kommen Umstellmechaniker nicht mehr in Wohnungen bzw. stellen ihre Tätigkeiten ein, um nicht als Virusträger zu agieren", schreibt das Wirtschaftsministerium. Aktuell werde eruiert, ob Auswirkungen auf die Versorgung der derzeit von L- auf H-Gas umzustellenden Regionen drohen. Auch kann aus Sicht des Ministeriums ein Liquiditätsrisiko der Umstellungsunternehmen nicht ausgeschlossen werden. "Für den gesamten Umstellungsablauf in den betroffenen sechs Bundesländern ist aber wichtig, dass diese Unternehmen am Markt bleiben und auch nach der Krise weiter ihre Dienstleistungen verrichten", heißt es im Bericht.
Keine Knappheit bei Mineralölprodukten
Bei der Versorgung mit Mineralölprodukten gibt es aktuell keine Knappheiten. "Probleme bestehen in der Unterbrechung logistischer Versorgungsketten z.B. wegen verzögertem Löschen von Schiffsladungen in Häfen (Italien) oder Staubildungen wegen Grenzschließungen", so das Bundeswirtschaftsministerium. Stark rückläufig ist demnach ohnehin der Bedarf an Kraftstoffen. Laut Bericht haben Öl-Unternehmen zudem Krisenstäbe eingerichtet und entsprechende Vorsorge getroffen, um etwa Risiken für die Beschäftigten zu minimieren.
Spediteure meiden bestimmte Gebiete
Zum Engpass könnten aber die Spediteure werden. Laut Bericht informieren diese sich täglich über die Ausbreitung des Virus und "eruieren ihre Betroffenheit", wie etwa das Zielgebiet von Kundenanlieferungen. Gegebenenfalls würden Bereiche gemieden "d.h. sie werden nicht versorgt", heißt es in dem Bericht. Wie groß dieses Problem ist, ist der Übersicht nicht zu entnehmen. Auch werden keine Regionen genannt, in die keine Lieferung mehr stattfinden. /kw