Auf die Leitungsbauvorhaben der FNB hat sich die Coronakrise noch nicht negativ ausgewirkt. (Foto: ONTRAS)
Essen (energate) - Die deutschen Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) sehen in der derzeitigen Coronakrise kein Risiko für die Versorgungssicherheit mit Erdgas in Deutschland. Dies ergab eine Umfrage von energate bei den Unternehmen. "Als Betreiber einer kritischen Infrastruktur sind wir mit unserem Krisen- und Notfallmanagement gut aufgestellt", sagte etwa Frank Heunemann, Geschäftsführer des Fernleitungsnetzbetreibers Nowega, gegenüber energate. Wie alle deutschen Netzbetreiber prüfe Nowega die Notfallpläne regelmäßig und stehe dabei in Kontakt mit den anderen FNB, Verbänden und Behörden. In einer neu gegründeten "Task Force" tauschen sich Netzbetreiber und Bundesnetzagentur nun zweimal am Tag aus, um schnell auf aktuelle Entwicklungen rund um die Pandemie reagieren zu können.
"Wir haben seit Jahren einen Pandemie-Plan"
Ähnlich beurteilen auch die anderen FNB die Lage. "Wir sind vielleicht mehr als andere auf eine solche Situation vorbereitet", sagte ein Unternehmenssprecher von der VNG-Tochter Ontras. So gebe es "seit Jahren" eine Pandemie-Regelung im Unternehmen. "Die haben wir jetzt pragmatisch auf die aktuelle Situation angepasst", erklärte der Sprecher. Dazu gehören unter anderem erhöhte Hygienevorschriften, Verzicht auf Dienstreisen, Konferenzen am Telefon oder übers Web und eine neue Homeoffice-Betriebsvereinbarung. Das Unternehmen hat seine Gleitzeitregeln aufgeweicht. Zudem gibt es die Möglichkeit, sich zusätzliche freie Tage für die Betreuung zu nehmen. Etwa 200 der rund 300 Ontras-Mitarbeiter könnten ohne Probleme von zu Hause arbeiten, so der Sprecher, der nach den ersten Tagen ein positives Fazit zieht: "Wir waren digital gut auf diese Situation vorbereitet", sagte er. Angebote wie das Social Network und virtuelle Arbeitsräume würden gut angenommen.
Kasernieren von Mitarbeitern nicht notwendig
Ähnliche Maßnahmen gibt es auch bei Thyssengas, GTG Nord, Bayernets und Open Grid Europe. Drastische Maßnahmen, wie das Kasernieren von Mitarbeitern, seien bisweilen nicht notwendig. "Die gegenwärtige Lage bringt uns nicht unter großen Druck und wir erwarten auch keine Verschärfung der Situation", sagte Kay Borchelt, Geschäftsführer von GTG Nord. Beim FNB der Oldenburger EWE gehen nur noch ein kleines Kernteam und die Dispatcher den notwendigen Arbeiten in den Büroräumen nach. Auch OGE spricht von "starken Einschränkungen" der Kontakte der Mitarbeiter untereinander, etwa durch zeitlich versetzten Schichtbetrieb.
Bayernets hat den Zugang zur Lastverteilungszentrale auf die für die Netzsteuerung "zwingend erforderlichen Mitarbeiter beschränkt". Zudem sollen Mitarbeiter bei einer möglichen Rückkehr aus Risikogebieten und bei Kontakt mit infizierten Personen bis zur Klärung einer Corona-Infektion zu Hause zu bleiben. Bekannte Infektionsfälle gibt es bei Thyssengas, Bayernets sowie GTG Nord nicht. Ontras vermeldet hingegen einen bestätigten Fall. Der Mitarbeiter habe sich nach dem Urlaub aber gleich in die Quarantäne begeben und hatte keinen Kontakt zu anderen Kollegen.
Auch auf die Baustellen und Leitungsbauvorhaben habe sich die Coronakrise noch nicht merklich ausgewirkt. "Auf unseren Baustellen wird weiterhin gearbeitet und die notwendigen hygienischen Schutzmaßnahmen hindern nicht den Baufortschritt", heißt es von GTG Nord. Bei Ontras laufen derzeit fünf größere Leitungsprojekte parallel. "Da sind wir natürlich davon abhängig, wie Personal und Materialien zur Verfügung stehen", so der Ontras-Sprecher. Aber bislang gebe es keine Verzögerungen. /ml
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