Wien (energate) - Während der Coronakrise haben viele Betriebe in der Baubranche, im Handel, in der Gastronomie bereits auf Kurzarbeit umgestellt. Die Arbeitsmarktsituation auf dem Energiemarkt hingegen ist momentan noch weitgehend stabil. Eine Umfrage bei österreichischen Stromversorgern zeigt: Derzeit sind weder Kurzarbeit noch Kündigungen geplant. Doch der Unsicherheitsfaktor bleibt. Denn keiner weiß, wie sich die Lage nach Ostern entwickeln wird. Und wie lange die einschränkenden Maßnahmen der österreichischen Bundesregierung nach dem 13. April noch notwendig sind (
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Überstundenabbau statt Kurzarbeit
Auch beim Energieversorger Salzburg AG könne man derzeit nicht abschätzen, welche Konsequenzen die Coronakrise auf dem Arbeitsmarkt noch mit sich bringen wird. "Alle Mitarbeiter der Salzburg AG leisten ab sofort einen persönlichen Beitrag und bauen derzeit ihre Zeitausgleichsstunden und Alturlaube aus dem Vorjahr soweit als möglich ab", teilte der Energieversorger auf Anfrage mit. Über Kurzarbeit wird derzeit zwischen Betriebsrat und Unternehmensleitung diskutiert. "Hier geht es ausschließlich nur um jene Bereiche des Unternehmens, die zurzeit still stehen wie beispielsweise der Tourismus. Ob und in welchem Umfang Kurzarbeit notwendig werden könnte, steht definitiv nicht fest und ist frühestens nach Ostern ein Thema", erklärte eine Sprecherin der Salzburg AG.
Homeoffice und Isolation
Bei Wien Energie wurden ebenfalls bisher keine Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt und es wurde auch nicht gekündigt. "Alle Mitarbeiter der geschlossenen Kundenservicezentren wurden auf Homeoffice umgestellt und unterstützen jetzt im telefonischen wie schriftlichen Kundenservice", teilte das Unternehmen mit. Die Technik konnte in kürzester Zeit umgestellt und die meisten Kundenanliegen von zu Hause erledigt werden. Bautätigkeiten und Störungseinsätze werden nur in Ausnahmefällen durchgeführt und wenn diese für die Stromversorgung dringend notwendig sind.
Seit über einer Woche befinden sich 53 Wien-Energie-Mitarbeiter in Isolation. Sie zogen freiwillig in Wohncontainer vor den drei Müllverbrennungsanlagen Wiens sowie dem Kraftwerk Simmering (
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Smart Meter bleiben im Lager
"Im Moment haben alle genug zu tun", versicherte Konzernsprecher Nico Kollmann vom Kärntner Energieversorger Kelag. Er räumte aber auch ein, dass momentan niemand abschätzen könne, ob das bei anhaltender Dauer der Krise so bleiben wird. "Den Kundenkontakt bei Energieberatungen und den Smart-Meter-Rollout haben wir bis auf Weiteres ausgesetzt", sagte Kollmann. Die Strom-, Erdgas- und Wärmeversorgung sei sichergestellt und die Störungsdienste seien unverändert im Einsatz. "Besondere Schutz- und Hygienemaßnahmen gelten für die Mitarbeiter in der Energie- und Netzleitstelle der Kelag und der KNG-Kärnten Netz GmbH. Die Schichtpläne wurden angepasst und erweiterte Hygienevorschriften festgelegt", sagte Kollmann.
Von Kurzarbeit ist auch bei der Austrian Power Grid AG (APG) derzeit keine Rede. "Als Netzbetreiber haben wir die gleichen Aufgaben und Leistungen zu erbringen wie in der Zeit vor der Krise", betonte Unternehmenssprecher Christoph Schuh. Die krisenbedingten Maßnahmen wurden auch beim Übertragungsnetzbetreiber voll umgesetzt. Mehr als zwei Drittel der Belegschaft arbeitet im Homeoffice, die Arbeiten auf den Baustellen wurden unterbrochen. Außerdem herrschen "höchste Hygiene- und Organisationsvorschriften wie etwa das Teamsplitting" zum Schutz vor Ansteckung und zur Garantie einer sicheren Versorgung.
/Irene Mayer-Kilani