Oliver-Wyman-Partner Thomas Fritz sieht die Energieversorger als potenzielle Krisengewinner. (Foto: Oliver Wyman)
Essen/Düsseldorf (energate) - Der Energiewirtschaft könnte die Coronakrise mehrheitlich einen Image-Gewinn bescheren. Davon geht zumindest Thomas Fritz, Partner und COO Deutschland der Beratungsgesellschaft Oliver Wyman, aus. "Während große Teile des öffentlichen Lebens stillstanden, hat die Energiewirtschaft in der Krise zuverlässig und unaufgeregt ihren Job erledigt", sagte er Im Interview mit energate. Zudem hätten viele Energieversorger soziale Verantwortung bewiesen - etwa durch Nachsicht beim Forderungsmanagement - und teilweise auch klug kommunikativ agiert. "Das wird einen positiven Nachhall in der Kundenwahrnehmung haben", zeigte er sich im Interview mit energate überzeugt. "So kann der Energieversorger als Image-Gewinner aus der Coronakrise gehen."
Zugleich sieht der Berater die Energiewirtschaft in Zeiten der Pandemie unter steigendem Digitalisierungsdruck. "Es entsteht ein doppelter Push hin zu Digitalisierung", sagte Fritz. Zum einen habe die Kundenerwartung an digitale Angebote durch die Krise zugenommen, da während des Shutdowns viele Menschen verstärkt auf digitale Kanäle angewiesen waren. "Digitale Interaktion werden Kunden aus dieser Erfahrung heraus künftig viel stärker erwarten", so Fritz. Er sieht hier insbesondere den Handlungsdruck für kleinere Stadtwerke steigen, die sich bislang schwer damit getan haben, digitale Lösungen zu etablieren.
Performance-Optimierung kommt auf die Agenda
Der zweite Push entsteht nach Ansicht des Beraters aus einem steigenden Kostendruck als Folge der Pandemie. Denn die Krise werde sich zwangsläufig aufgrund von Nachfragerückgängen und Zahlungsausfällen in den Bilanzen der Versorger niederschlagen. "Das bringt für viele Unternehmen die Themen Prozesseffizienz und Performance-Optimierung auf die Agenda und erhöht den Transformationsdruck zusätzlich", so Fritz. Als Beispiel nannte er das Forderungsmanagement. Dies liege bei dem ein oder anderen Versorger noch im Argen, "da das Thema bislang nicht systematisch gehandhabt wird und bislang auch genügend Liquidität vorhanden war". Mit vermehrten Zahlungsausfällen werde nun aber die Liquidität leiden. "Und wer bei Kundenprozessen Kosten sparen will, der landet schnell bei vollautomatisierten und digitalen Lösungen." Jetzt sei der Moment gekommen, "wo auch die Nachzügler bei der Digitalisierung die Handbremse lösen", zeigte sich Fritz überzeugt. /rb
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