Die Stromerzeugung aus Kohle ging massiv zurück. (Foto: Uniper SE)
Paris (energate) - Die weltweite Energienachfrage erlebt durch die Coronakrise ihren größten Einbruch seit Ende des zweiten Weltkrieges. So werde die Stromnachfrage 2020 voraussichtlich um 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr sinken, schreibt die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem "Global Energy Review". Damit schrumpfe die Stromnachfrage um den Bedarf Indiens, des Landes mit dem drittgrößten Verbrauch weltweit. Jeder weitere Monat, in dem der Lockdown so streng durchgeführt werde wie Anfang April, senke die Nachfrage um zusätzliche 1,5 Prozent.
Besonders hart trifft es auch die Kohle. Hier ging die Nachfrage im ersten Quartal um 8 Prozent gegen über dem Vorjahr zurück. Insbesondere zur Stromversorgung wird weniger Kohle eingesetzt, hier beläuft sich der Rückgang auf 10 Prozent. In Europa sank der Verbrauch von Kohle sogar um 20 Prozent im ersten Quartal. Verantwortlich dafür war allerdings nicht nur die Coronakrise, sondern auch der milde Winter sowie eine höhere Stromproduktion durch Gaskraftwerke und erneuerbare Energien.
Gas und Erneuerbare weniger betroffen
Die Gasnachfrage fiel im ersten Quartal ebenfalls: um mehr als 3 Prozent. Hierfür macht die IEA aber nicht nur die Coronakrise, sondern in erster Linie das Wetter verantwortlich. Insbesondere in den USA veränderte sich der Gasverbrauch temperaturbereinigt kaum. In Europa drückte das mildere Wetter die Erdgasnachfrage im ersten Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahresquartal um geschätzte 2,6 Prozent. Der Verbrauch von Haushalts- und Gewerbekunden ging um 3 Prozent zurück, während die gasbetriebene Stromerzeugung um über 5 Prozent sank, was laut IEA auf eine Kombination aus hoher Winderzeugung und geringerem wärmebedingten Stromverbrauch zurückzuführen war. Die IEA rechnet damit, dass die weltweite Gasnachfrage im Gesamtjahr um 5 Prozent zurückgehen wird - nachdem sie zuvor zehn Jahre in Folge gestiegen war.
Als einziger Energieträger können die Erneuerbaren im diesem Jahr - wenn auch mit einem deutlich verlangsamten Wachstum rechnen. Dies liege vor allem an ihrem bevorzugten Netzzugang sowie an ihren geringen Betriebskosten, schreibt die IEA. Trotzdem seien hier weiterhin größere Investitionen und Erneuerbaren-freundliche politische Entscheidungen gefragt.
Weniger Emissionen
Durch den geringeren Energieverbrauch rechnet die IEA auch mit einem geringeren CO2-Ausstoß von 8 Prozent in diesem Jahr. Damit würde der Ausstoß das geringste Level seit 2010 erreichen. IEA-Chefökonom Fatih Birol mahnte aber: "Wenn wir aus der Finanzkrise von 2008 irgendetwas lernen können, dann, dass wir ein einen starken Wiederanstieg der Emissionen sehen werden, sobald sich die Wirtschaft erholt." Allerdings, so räumte er ein, könne die Politik aus der Vergangenheit lernen und eine saubere Energieerzeugung zum Kern der wirtschaftlichen Wiederbelebung machen. /sd
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