Unna (energate) - Der Corona-bedingte Preisrutsch im Energiehandel erreicht inzwischen auch den Handel mit Herkunftsnachweisen (HKN). Die Stadtwerke Unna nutzten die Gelegenheit und kauften über die Plattform "Colourful Energy" HKN für das Lieferjahr 2021 ein, wie der Plattformbetreiber Arcanum Energy mitteilte. Zur Menge und zum Preis dürfe sie keine Angaben machen, erläuterte die Geschäftsführerin der Arcanum Energy Solutions, Vera Schürmann, auf energate-Nachfrage. Der Abschluss zählt zu den ersten, seitdem die noch junge Plattform im Februar auf der Fachmesse Eworld in die Vertriebsoffensive ging. Die Coronapandemie habe die Akquise zwischenzeitlich erschwert, so Schürmann. Nun aber hofft das Unternehmen, das günstige Preisniveau als Verkaufsargument nutzen zu können.
Anfang des Jahres notierte der Preis für 1 MWh Grünstromqualität noch bei 80 Cent, aktuell geht es in Richtung 50 Cent, so dass sich in den Portfolien der Lieferanten einiges sparen lässt. "Die HKN-Handelsplattform von Arcanum Energy ist für uns eine interessante Ergänzung zu unseren bisherigen Beschaffungswegen", lässt sich Matthias Kortmann, kaufmännischer Prokurist bei den Stadtwerken Unna in einer Mitteilung zitieren. Mit nur wenigen Klicks habe er das Geschäft durchführen können.
HKN werden in Deutschland aktuell größtenteils OTC gehandelt (energate berichtete). Neben Dienstleistern, die die Beschaffung übernehmen, gibt es inzwischen auch die ersten HKN-Plattformen, die sich zu etablieren versuchen. Etwa 50 Prozent der in Deutschland entwerteten HKN stammen aus Norwegen. Auch Österreich und die Schweiz sind wichtige Lieferanten, während in Deutschland meist nur alte Wasserkraftanlagen HKN produzieren, weil sich die Ökostrommengen im EEG-System befinden. Sobald die Anlagen ab 2021 aus der Förderung laufen, könnten auch HKN-Plattformen Fahrt aufnehmen. Eine Alternative sind langfristige Stromverträge (PPA).
Kaufanfragen bald möglich
Die Plattform "Colourful Energy" zählt laut Arcanum Energy Solutions inzwischen 100 registrierte Teilnehmer. Kosten fallen nur bei Abschlüssen an. Geplant ist zudem eine Erweiterung der Funktionalitäten: Neben Geboten sollen Interessenten in Kürze auch Kaufanfragen einstellen können. Dabei könnten Unternehmen auch nach Erzeugungsart, Standort, Zertifizierungsgrad oder auch Alter der Ökostromanlagen sortieren. Besonders der Standort einer Anlage dürfte in der Post-EEG-Zeit an Bedeutung gewinnen. /mt