Berlin (energate) - Mitte des Jahres könnte es Kaufprämien auch für Autos mit Verbrennungsmotoren geben. Beim Autogipfel am 5. Mai - der coronabedingt telefonisch stattfand - vereinbarten Spitzenvertreter aus Politik, Industrie und Gewerkschaften, konjunkturbelebende Maßnahmen für die Automobilbranche aufzulegen. Zu weiteren Details wurde eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, hieß es im Anschluss. Voraussetzung der Maßnahmen soll sein, dass diese einen "Modernisierungsbeitrag in Richtung innovativer Fahrzeugtechnologien" darstellen. Das könnte neben E-Autos also auch moderne Verbrenner und Autos mit Erdgasantrieb einschließen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verwies nach dem Treffen auf die besondere Bedeutung der Automobilindustrie für Wertschöpfung und Beschäftigung in Deutschland. Die Ergebnisse des weiteren Austauschs wollen die Vertreter von Industrie und Politik Anfang Juni besprechen.
3.000 Euro Kaufprämie gefordert
Die Autoindustrie und einzelne Bundesländer hatten vorab gefordert, angesichts der Coronakrise bis zu 3.000 Euro für Käufer konventioneller Fahrzeuge auszuloben - zusätzlich zur bestehenden Kaufprämie für E-Autos. Der Umweltbonus sieht Zuschüsse von bis zu 6.000 Euro beim Kauf eines E-Autos vor. Neben den Bundesländern mit Automobilproduktion sowie den Autoverbänden auf nationaler und europäischer Ebene (
energate berichtete), hatte sich zudem die Gewerkschaft IG Metall für eine Ausweitung der Kaufprämie zum Beispiel auf emissionsarme Verbrennungsmotoren ausgesprochen. Allerdings "nur bei einem nennenswerten Eigenanteil der Automobilbranche". Auch der Thinktank Agora Verkehrswende kann sich einen solchen Anreiz grundsätzlich vorstellen, "aber nur für die effizientesten Modelle und nicht auf Kosten der Steuerzahler". Denkbar wäre aus Sicht von Agora eine Förderung von maximal 1.500 Euro für Fahrzeuge, deren Emissionen unter dem für 2020 vorgesehenen durchschnittlichen Flottengrenzwert von 95 Gramm CO2 pro Kilometer liegen.
BNE: Keine "Alles-muss-raus-Prämie"
Die Energiebranche lehnt Überlegungen für eine mögliche staatliche Unterstützung von Diesel- und Benzinautos hingegen rigoros ab. Der BDEW mahnte etwa, dass Kaufprämien nur Anreize für den Umstieg auf klimaschonende Fahrzeuge setzen sollten (
energate berichtete). Auch der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (BNE) lehnt eine "Alles-muss-raus-Prämie" für die "fossile Vorjahreskollektion" ab. Statt den Kauf von Verbrennern zu fördern, sollte die Politik Elektromobilität durch den Aufbau eines ausreichenden Ladenetzes attraktiver machen. Wichtig sei, die Installation von Ladesäulen weiter zu vereinfachen, die beschlossene Reform des WEG weise hier in die richtige Richtung (
energate berichtete), so der BNE.
Chargepoint: "Scheideweg bei der Elektromobilität"
Der Ladeinfrastrukturanbieter Chargepoint warnt vor negativen Auswirkungen auf die Entwicklung der Elektromobilität: "Wir stehen derzeit an einem Scheideweg bei der Energiewende und bei der Elektromobilität." Jede Verschiebung von Subventionen in Richtung klimaschädlicher Technologien wie Verbrennungsfahrzeugen setze ein falsches Signal, so das Unternehmen. Die Biogasbranche fordert indes eine technologieoffene Diskussion über mögliche Hilfspakete für die Autoindustrie, mit einem klaren Fokus auf grüne Mobilität. Mit Biomethan in Form von Bio-CNG und Bio-LNG ließen sich Treibhausgase im Verkehr "sofort und komplikationslos" deutlich um mehr als 90 Prozent reduzieren, so der Biogasrat. Gleichzeitig vermeide es fast 100 Prozent der Feinstaub- und Stickoxidemissionen. /dz