München (energate) - Der Münchner Technologiekonzern Siemens treibt die Ausgründung seines Kraftwerksgeschäfts unter dem Dach von Siemens Energy "trotz spürbarer Auswirkungen der Covid-19-Pandemie" unbeirrt voran. Beides zusammengenommen veranlasste das Management jetzt dazu, die Gesamtjahresprognose zurückzuziehen. Das machte die Konzernführung bei der Vorstellung der Bilanz für das erste Halbjahr (Oktober 2019 bis März 2020) deutlich. Die nicht fortgeführten Geschäfte, die künftig Siemens Energy zugeschlagen werden, verbuchten einen dreistelligen Millionenverlust.
Künftige Siemens Energy: Tiefrote Zahlen und volle Auftragsbücher
Konkret verbuchten die nicht fortgeführten Geschäfte der künftigen Siemens Energy zwischen Oktober 2019 und März 2020 einen Verlust nach Steuern in Höhe von 457 Mio. Euro nach 321 Mio. Euro Gewinn im Vergleichszeitraum des vorhergegangenen Geschäftsjahres. Das zweite Quartal (Januar bis März 2020) schlug dabei mit 317 Mio. Euro Verlust zu Buche nach 205 Mio. Euro Gewinn im Vorjahresquartal. Einerseits ging das Ergebnis im Energiegeschäft der ehemaligen Siemens-Sparte Gas and Power deutlich zurück. Andererseits fuhr der Windradhersteller Siemens Gamesa einen dreistelligen Millionenverlust ein (energate berichtete). "Hinzu kamen sehr stark gestiegene Steueraufwendungen, hauptsächlich in Verbindung mit der Ausgliederung von Gas and Power", hieß es mit Blick auf das zweite Quartal. Positiv hob die Siemens-Führung wiederum den Auftragsbestand von Siemens Energy hervor. Dieser belaufe sich auf 81 Mrd. Euro.
Abspaltung weiter "voll im Plan" und "höchstwahrscheinlich"
Der Prozess zur Abspaltung und zum Börsengang von Siemens Energy sei "voll im Plan". So soll der neue Konzern mit dann rund 80.000 Mitarbeitern sein Börsendebüt noch vor Jahresfrist geben. Bislang nannte die Konzernführung September als Zieltermin. Ob Siemens die Abspaltung wie geplant vollziehen kann, hängt auch von der Zustimmung der Aktionäre ab, die am 9. Juli darüber befinden sollen. Dass die Pläne wie gedacht umgesetzt werden können, sei "höchstwahrscheinlich", heißt es dazu im Geschäftsbericht. Allerdings räumt die Unternehmensführung ein, dass die Transaktion für Siemens selbst wohl teuer wird: So sei der zu erwartende Abspaltungsgewinn derzeit nicht zuverlässig zu beziffern. Zudem geht die Unternehmensführung davon aus, dass die Ausgliederung und Aufstellung von Siemens Energy "den Gewinn nach Steuern wesentlich belasten werden". Zugleich erwartet die Siemens-Führung, dass der Einfluss der Pandemie auf den weiteren Geschäftsverlauf zunimmt. Deshalb zog sie die Prognose ersatzlos zurück.
Liquiditätspolster soll Siemens absichern
Die Folgen der Pandemie im zweiten Quartal trugen ferner dazu bei, dass der gesamte Siemens-Konzern das erste Halbjahr mit einem Gewinneinbruch um 41 Prozent auf 1,8 Mrd. Euro beschloss. Der Halbjahresumsatz ging dabei um 10 Prozent zurück auf rund 30 Mrd. Euro. Bewältigen will Siemens die Krise mithilfe seiner "sehr soliden Liquidität", erklärte Finanzvorstand Ralf P. Thomas. Bei Bedarf stünden unmittelbar 11,4 Mrd. Euro bereit, sagte er. /pa