Bonn (energate) - Das EEG-Konto ist April um rund 800 Mio. Euro geschrumpft und liegt nunmehr bei knapp 1,1 Mrd. Euro. Vor einem Jahr stand das Konto im April noch bei 5,4 Mrd. Euro. Der Rückgang ist größtenteils auf die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise zurückzuführen. Nach einem Saldo von minus 540 Mio. Euro im Vormonat hinterlässt der wirtschaftliche Lockdown im April ein noch größeres Loch im EEG-Konto. So ging die Stromnachfrage bei den Letztverbrauchern deutlich zurück. Der Düsseldorfer Dienstleister Enplify beziffert den Rückgang auf bis zu 20 Prozent (
energate berichtete). Der Börsenpreis gab entsprechend nach: Von bis zu 30 Prozent zum Vorjahresniveau ist hier die Rede. Dadurch schrumpfen die Erlöse der Erneuerbarenvermarktung bei gleichzeitig hohen Ausgaben für eine außergewöhnlich hohe Erneuerbareneinspeisung. Im April standen auf dem EEG-Konto Einnahmen von 2,14 Mrd. Euro Ausgaben von 2,94 Mrd. Euro gegenüber.
Schrumpft das EEG-Konto in diesem Tempo weiter, ist der Puffer von derzeit noch rund 1,1 Mrd. Euro bereits im Sommer aufgebraucht. Zum Jahreswechsel droht folglich ein kräftiger Anstieg der EEG-Umlage. Dagegen wehrt sich vor allem die Industrie. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) plädiert dafür, die steigenden EEG-Kosten mit Mitteln aus dem Bundeshaushalt abzufedern (
energate berichtete). Der DIHK rechnet bei einem Rückgang des bundesweiten Stromverbrauchs um 25 Mrd. kWh in diesem Jahr mit einem Fehlbetrag auf dem EEG-Konto von 1,7 Mrd. Euro. Um diesen auszugleichen, müsste die Umlage 2021 um sieben Prozent steigen. Aktuell liegt sie bei 6,756 Cent/kWh. Die Experten von Enplify rechnen in Folge der Coronakrise sogar mit einem Anstieg auf 8,25 Cent/kWh.
EEG-Kosten als Konjunkturbremse
Steigende Stromkosten wären in der aktuellen wirtschaftlichen Situation eine zusätzliche Konjunkturbremse. Der klimapolitische Thinktank Agora Energiewende schlägt daher einem aktuellen Diskussionspapier vor, die EEG-Umlage kurzfristig um 5 Cent/kWh zu senken. Das würde die deutschen Stromverbraucher bis Ende 2021 um rund 22 Mrd. Euro entlasten. Die Kaufkraft von Unternehmen und Bürgern würde entsprechend gestärkt (
energate berichtete). Auch die Grünen haben sich diesen Vorschlag inzwischen zu Eigen gemacht. Als Kompensation sollen die Einnahmen durch die geplante CO2-Bepreisung für Wärme und Mobilität herhalten. Auch Eon-Chef Johannes Teyssen gehört zu den Befürwortern einer Absenkung der EEG-Umlage. Wenn nichts geschehe, werde die EEG-Umlage "aufgrund der verfehlten Systematik des EEG" im kommenden Jahr auf bis zu 8 Cent/kWh steigen, warnte er im Zuge der Eon-Quartalsbilanz. Die mittelfristige Gegenfinanzierung der Umlagenabsenkung sei durch die bereits entschiedene neue CO2-Bepreisung möglich, zeigte er sich optimistisch.
Auch die Bundesregierung plant im Gegenzug zur neuen CO2-Bepreisung eine Senkung der EEG-Umlage, allerdings nur um 1,5 Cent/kWh. Angesichts des schrumpfenden EEG-Kontos würde diese moderate Senkung wohl nicht mal die entgegenwirkenden Effekte aus der Coronakrise auffangen. Zudem rechnen Kritiker damit, dass die dafür einkalkulierten 3 bis 8 Mrd. Euro bei weitem nicht ausreichen werden, um die ins Spiel gebrachte EEG-Absenkung zu finanzieren./am