Paris/Wien (energate) - Österreich ist auf dem Weg, sich als Innovationsführer im Energiebereich zu etablieren. Vor allem bei der Entwicklung von Wasserstofftechnologien in der Industrie und im Verkehr habe sich die Alpenrepublik sehr gut positioniert. Dieses Fazit zieht die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem aktuellen Länderreport Österreich. Auch bei der Zusammenarbeit von Forschungsinstitutionen mit dem privaten Sektor punktet Österreich im internationalen Vergleich. Das Land habe bei der Mobilisierung von Finanzmitteln aus dem Unternehmensbereich für Forschung, Entwicklung und Innovation eine starke Bilanz vorzuweisen, betonte IEA-Chef Fatih Birol.
Erneuerbarenzubau erfordert flexibles Energiesystem
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Handlungsbedarf sieht die IEA unter anderem beim Strommarktdesign. Österreich hat mit 77 Prozent der Energieerzeugung zwar den dritthöchsten Anteil an erneuerbarer Elektrizität unter den 30 Mitgliedsländern der IEA. Das Ziel, diesen Anteil bis 2030 auf 100 Prozent zu erhöhen, erfordere aber ein flexibleres Stromsystem, schreibt die IEA in ihrem Bericht. Ein solches System müsse den wachsenden Anteil volatiler Energie aufnehmen können und zugleich die Elektrifizierung der Wirtschaft durch eine digitalisierte Nachfragesteuerung unterstützen. Hierfür müsse ein entsprechender rechtlicher und politischer Rahmen gesetzt werden, führt die Internationale Energieagentur aus. Zudem sei eine aktivere Beteiligung der Verbraucher erforderlich.
Basis: Pumpspeicher und grüne Gase
Eine entscheidende Rolle für den europäischen Strommarkt spielen unterdessen die österreichischen Pumpspeicherkraftwerke, führt schreibt die IEA weiter. Durch deren Speichermöglichkeiten könne der wachsende Anteil erneuerbarer Energien im europäischen Stromverbund länderübergreifend integriert werden. Zudem lobt die Internationale Energieagentur Österreichs Initiative im Bereich der grünen Gase. Die Umwandlung in Strom und die saisonale Speicherung von erneuerbaren Gasen, perspektivisch auch in Form von Wasserstoff, diene der Integration hoher Anteile von erneuerbaren Energien und würde gleichzeitig die Gasspeicher des Landes entlasten, so die Agentur.
Warnung vor Verfehlung des Emissionsziels für 2020
Die IEA warnt aber in ihrem Bericht auch, dass Österreich riskiere, seine Klimaschutzziele zu verfehlen. Betroffen sind vor allem die Bereich Gebäude und Verkehr. Der wachsende Energieverbrauch in diesen Bereichen führte auch dazu, dass die CO2-Emissionen in Österreich in jüngerer Vergangenheit steigen statt sinken. Ergreife die Regierung in Wien keine zusätzlichen Maßnahmen werde Österreich seine CO2-Emissionen bis 2030 gegenüber 2005 nicht wie geplant um 36 Prozent, sondern nur um maximal 27 Prozent senken können. Positiv hebt die Energieagentur daher beispielsweise die Pläne der österreichischen Regierung hervor, öl- und kohlebasierte Heizsysteme bis 2035 auslaufen zu lassen. Auch das Engagement für eine ökosoziale Steuerreform und die CO2-Bepreisung im Verkehr sieht die IEA positiv. /Alexander Fuchssteiner