Brüssel (energate) - Europas Übertragungsnetzbetreiber sehen aus den Folgen der Covid-19-Pandemie keine besondere Gefahr für die Stabilität ihrer Netze im Sommer 2020 erwachsen. Das macht der jüngste "Summer Outlook" des Netzbetreiberverbands Entso-E deutlich. Demnach ließ die Pandemie die Strombedarfe in einzelnen Ländern Europas ab Mai um 25 Prozent absacken. Diese insgesamt niedrigere Nachfrage sei dem Gleichgewicht in den Netzen sogar eher zuträglich gewesen, heißt es in der Analyse. Insgesamt sehen die Übertragungsnetzbetreiber die Netzstabilität und Versorgungssicherheit weiter als sicher.
Verschobene Wartungsarbeiten könnten im Winter zum Tragen kommen
Insgesamt werde sich die Stromnachfrage im Zuge der Shutdown-Lockerungen in Europa zwar erholen, aber unter dem Niveau des Vorsommers bleiben, prognostizieren die Autoren des Outlooks. Viele Kraftwerksbetreiber haben Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten wegen des Shutdowns in Europa verschoben oder verlängert. Im Sommer sind aus der Sicht des Verbandes dennoch europaweit genug Kraftwerkskapazitäten für Versorgung und Netzstabilität verfügbar. Ein Corona-Effekt wegen dieser Verschiebungen sei erst für den Winter denkbar. Wie sich die veränderten Revisionspläne der Kraftwerksbetreiber dann konkret auswirken können, soll Gegenstand der Untersuchungen zum Outlook für den Winter 2020/21 sein, kündigte Entso-E an.
Prognose: Deutschlands Netze im Sommer bleiben ohne Importe stabil
Auch für Deutschland sieht Entso-E die nötige Balance für die Übertragungsnetze über den Sommer gewährleistet. Allerdings kann eine längere Hitzewelle gepaart mit großer Trockenheit den Sommer für die konventionelle Erzeugung und die Netzstabilität in Deutschland zu einer Herausforderung machen, heißt es im "Summer Outlook" weiter. Gleichwohl sei Deutschland dazu in der Lage, auch unter erschwerten Bedingungen ohne Stromimporte auskommen zu können. Dabei weisen die Autoren des Outlooks darauf hin, dass mehrere österreichische Pumpspeicherkraftwerke in dieser Prognose als Kapazitäten enthalten sind, weil sie dem deutschen Regelblock zugeordnet sind. Das betrifft die Speicherkraftwerke der Werksgruppe Obere Ill-Lünersee der Illwerke VKW sowie zwei weitere Pumpspeicher der Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz. Letztere wird von der Tiroler Wasserkaft AG betrieben. /pa