Netzbetreiber wie Netze BW fürchten den "Coming-Home-Effekt" bei der Elektromobilität. (Foto: Netze BW)
Stuttgart (energate) - Der süddeutsche Netzbetreiber Netze BW hat einen Vorschlag erarbeitet für eine verbesserte Netzintegration privater Ladeinfrastruktur für Elektroautos. Das Konzept sieht vor, dass Netzbetreiber die Möglichkeit erhalten, Ladeleistung in privaten Haushalten während der vier kritischen Stunden ab 19 Uhr auf eine Leistung von 5,5 kW zu kappen. Bei gängigen Heimladestationen entspricht dies in etwa einer Halbierung. Diese Art von Deckel soll helfen, künftige Lastspitzen durch den sogenannten "Coming-Home-Effekt" zu glätten. Der Coming-Home-Effekt gilt für Netzbetreiber als eines der Schreckensszenarien im Zusammenhang mit dem Hochlauf der Elektromobilität: Wenn zur Feierabendzeit viele Besitzer eines E-Autos gleichzeitig nach Hause kommen und ihr Fahrzeug an die Wallbox anschließen, könnte die Stromnachfrage schlagartig in die Höhe schnellen und das Verteilnetz überlasten.
"Einfaches, aber wirksames Konzept"
Für Martin Konermann, technischer Geschäftsführer von Netze BW, handelt es sich um ein "einfaches, aber wirksames Konzept, Laden zu ermöglichen, ohne dass das Stromnetz überlastet wird". Im Schnitt könnten mit dieser Maßnahme pro Stromkreis zehn bis zwanzig Ladestationen angeschlossen werden. Eine Verstärkung der Ortsnetze sei in mehr als drei Viertel der Fälle selbst bei einem starken Hochlauf der privaten Ladeinfrastruktur "zumindest mittelfristig vermeidbar". Erstellt hat die Studie das Forschungsinstitut IAEW der RWTH Aachen. Es fußt allerdings auch auf Feldtests von Netze BW zum netzdienlichen Lastmanagement.
Der Vorschlag der EnBW-Tochter zielt insbesondere auf eine Neugestaltung des Paragrafen 14a des Energiewirtschaftsgesetzes ab (EnWG). Dieser regelt den Umgang der Netzbetreiber mit sogenannten steuerbaren Verbrauchseinrichtungen und steht vor einer Reform. Der Netze-BW-Geschäftsführer drängt darauf, dass die Neufassung "perspektivisch eine verpflichtende Steuerung privater Ladeinfrastruktur durch den Netzbetreiber vorsieht". Erfahrungen seines Unternehmens hätten gezeigt, dass viele E-Autofahrer zu netzdienlichem Laden bereit seien. E-Autobesitzer, die sich auf eine Spitzenglättung nicht einlassen wollen und mehr gesicherte Leistung beanspruchen, müssten sich indes auf höhere Netzentgelte einstellen.
Warnung vor zusätzlichen Marktanreizen
Netze BW empfiehlt zudem, die Gleichzeitigkeit der Ladevorgänge "marktgetrieben" nicht noch künstlich zu erhöhen. Das könnte etwa eintreten, wenn Marktanreize - etwa durch variable Stromtarife - das gleichzeitige Laden nahelegen. Dann wäre womöglich viel früher ein deutlich umfangreicherer Netzausbau nötig. Die Studie hat Szenarien untersucht, die von einem Hochlauf der Elektromobilität von bis zu je einer Wallbox mit 11 kW Leistung und einem E-Fahrzeug pro Hausanschluss ausgingen. /rb
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