Wien (energate) - Der Klima- und Energiefonds hat im Auftrag des Umweltministeriums ein neues Förderprogramm für klimaverträgliche Investitionen gestartet. Das ab sofort und vorerst bis Ende des Jahres laufende Programm namens "Green Finance" ist mit 1,1 Mio. Euro dotiert und soll Investitionen von Privatpersonen und institutionellen Anlegern ankurbeln. Geldmittel von privater Seite und vom Finanzmarkt seien für das Erreichen der Klimaziele unverzichtbar, so Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) bei der Vorstellung des Programms. Es brauche in Österreich jedes Jahr bis zu 17 Mrd. Euro an Investitionen in den Klimaschutz: Diese Summen könne der Staat allein nicht stemmen. "Green Finance wird deshalb eine wichtige Rolle spielen." Die neue Förderschiene sei "europaweit ein Pionierprogramm", sagte Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klimafonds. Mit welchem Ausmaß an angekurbelten Investitionen zu rechnen sei, ließen Gewessler und Höbarth jedoch offen.
Projektkosten senken
Das Förderprogramm richtet sich an Unternehmen, Städte und Gemeinden und zielt auf kleinere, aber auch auf mittelgroße und große Projekte. Dazu ist das Programm in zwei Bereiche unterteilt. Im ersten Bereich steht die Unterstützung von Entwicklern von Großprojekten bei der Erstellung von Geschäftsplänen im Mittelpunkt. Ziel sei es, die Projekte transparenter und attraktiver für Investoren und den Finanzmarkt aufzubereiten. Dabei spielen auch Aspekte wie Risiken, Wirtschaftlichkeit und die zu erwartende Rendite eine Rolle. Im zweiten Bereich wird die Hälfte der anrechenbaren Nebenkosten bei der Platzierung am Finanzmarkt übernommen, beispielsweise Kosten für Zertifizierungen, Prospekte oder Plattformgebühren. So sollen die Gesamtkosten von "Green Bonds" und "Crowd Financing"-Projekten gesenkt werden. Beide Bereiche seien wichtig, weil es für unerfahrene Projektbetreiber oft schwierig sei, ihr Vorhaben attraktiv für den Kapitalmarkt aufzubereiten und die Nebenkosten, etwa bei der Emission einer Anleihe, oft sehr hoch seien, so Michael Trcka, Finanzchef des heimischen Windparkbetreibers WEB Windenergie.
EU-Standard in Arbeit
Förderung beantragen können Betreiber von Projekten in Österreich mit einem Finanzvolumen von bis zu 50 Mio. Euro. Die Förderhöhe sei je nach Projektgröße auf maximal 60.000 Euro begrenzt. Weitere Details für potenzielle Projektbetreiber erläutert der Klimafonds am 22. Juli in einem Webinar.
Die Projekte müssen auch den EU-Regeln für nachhaltige Finanzierung entsprechen. Derzeit sind allerdings in Brüssel ein neues Klassifikationssystem für klimafreundliche Investitionen und ein EU-weiter Standard für grüne Anleihen in Ausarbeitung. Für Österreich haben zuletzt das Umweltschutzministerium von Leonore Gewessler und das Finanzministerium von Gernot Blümel (ÖVP) eine neue nationale Green-Finance-Agenda angekündigt, um private Investitionen in klimafreundliche Technologien zu erhöhen und Geldflüsse stärker auf Klimaverträglichkeit auszurichten (energate berichtete). Ende Mai kündigte Gewessler an, diese Agenda im dritten Quartal des heurigen Jahres vorstellen zu wollen. /Peter Martens