Ein Infrastrukturgesetz ist aus Sicht der Bundesnetzagentur der beste Weg, um Wasserstoff in den Gasmarkt zu integrieren. (Foto: Mitteldeutsche Netzgesellschaft Gas mbH)
Bonn (energate) - Für die Bundesnetzagentur wäre ein eigenes Wasserstoff-Infrastrukturgesetz die beste Grundlage für die Integration von Wasserstoff in den Gasmarkt und den Bau eines Wasserstoffnetzes. Andere Lösungen sind aber denkbar. Dies ist das Fazit einer entsprechenden - rund 100-seitigen - Analyse der Behörde, die sie ab Montag (13. Juli) zur Konsultation stellen wird. energate liegen das Papier und der Fragebogen für die Konsultation vor.
Den Vorschlägen einiger Verbände, in einem ersten Schritt allein die Gasdefinitionen im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) sowie der Gasnetzzugangsverordnung (GasNZV) um Wasserstoff zu ergänzen, wird in dem Papier eine Absage erteilt. Dies werde der Komplexität der Thematik nicht gerecht. Der grundsätzliche Regulierungsbedarf sowie die Regulierungstiefe sind für die Bundesnetzagentur vor allem von der Markt- und Netzentwicklung abhängig.
Drei mögliche Szenarien
In dem Papier werden drei mögliche Szenarien präsentiert: In Szenario I fokussiert sich der Verbrauch auf einige Industriesektoren. Es entstehen lediglich lokale Inselnetze in den regionalen Verbrauchsschwerpunkten. Auch die Produktion von Wasserstoff findet lokal statt. In Szenario II werden zusätzlich einzelne lange Transportleitungen benötigt, da eine rein dezentrale Produktion des Wasserstoffes für die industrielle Nachfrage nicht ausreicht. In Szenario III wird zusätzlich eine größere Nachfrage im Verkehrssektor unterstellt. Dann werden aus lokalen Inselnetzen engmaschige Verteilernetze, die durch einzelne, lange Transportleitungen verbunden sind.
In Szenario I ist weder eine Netzzugangsregulierung noch eine Entgeltregulierung zwingend notwendig. Eine Zugangsregulierung scheint sinnvoll, wenn die Zahl der Einspeiser bei konstanter Nachfrage steigt und damit Leitungsbetreiber, mit Wasserstoff-Handelsinteressen, den Zugang verweigern könnten. In Szenario II ist eine Entgeltregulierung "vorstellbar" in Szenario III "naheliegend". Ein Zugangsregime könnte sich am Gasnetzzugang orientieren. In einer Bestandsaufnahme sollte geprüft werden, welche Regelungen aus dem Gasnetzzugang übernommen werden können und wo Vereinfachungen möglich sind. Zudem müsse der europäische Rechtsrahmen berücksichtigt werden. Bei der Entgeltregulierung bestehen viele offene Fragen, schreiben die Autoren des Papieres, die im politischen Rahmen zu klären sind. Dazu gehört vor allem die Grundsatzfrage, ob allein die Nutzer von Wasserstoffnetzen, die Kosten für den Aufbau und Betrieb dieser Infrastruktur tragen oder die Gesamtheit der Nutzer von Gas- und Wasserstoffnetzen.
Markterkundungsverfahren soll Grundlagen ermitteln
Die Punkte finden sich in dem Fragebogen wieder, der in sechs Themenblöcke aufgeteilt ist: Regelungen zur Beimischung von Wasserstoff in Erdgasnetze, die Frage der Marktentwicklung, die Notwendigkeit einer Regulierung reiner Wasserstoffnetze, die Regulierungstiefe sowie -methodik, Regelungen zum Netzanschluss sowie Finanzierungsvarianten für Wasserstoffnetze.
Die Konsultation ist wohl einer der ersten Schritte zur Umsetzung der nationalen Wasserstoffstrategie. In Maßnahme 20 der Strategie heißt es, um die notwendigen regulatorischen Grundlagen zum Auf- und Ausbau eines Wasserstoffnetzes zügig in Angriff zu nehmen, werde kurzfristig ein sogenanntes Markterkundungsverfahren durchgeführt. Ein Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums sagte bei einer Veranstaltung kurz nach der Verabschiedung der Strategie, die Bundesnetzagentur habe den Auftrag dazu. Wie lange die Konsultation dauert - und die dann folgenden Schritte - ist noch nicht bekannt. /hl
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