Friedrichshafen (energate) - In den Chefetagen von Stadtwerken und kommunalen Versorgern sind Frauen nach wie vor deutlich unterrepräsentiert. Zwar stieg der Frauenanteil im Top-Management im Vergleich zum Vorjahr leicht an, dennoch hinkt die kommunale Energieversorgung vielen anderen Branchen in öffentlicher Trägerschaft beim Frauenanteil in der Führung hinterher. Das ist das Kernergebnis einer Studie der Zeppelin Universität (ZU) zu Friedrichshafen in Baden-Württemberg. Demnach ist bundesweit insgesamt jede fünfte Stelle im kommunalen Management mit einer Frau besetzt. Bei kommunalen Energieversorgern liegt der Anteil weiblicher Führungskräfte bei knapp 13 Prozent. Bei Stadtwerken, die die Studie als eigene kommunale Branche führt, sind es lediglich 9,1 Prozent. Immerhin verbesserte sich diese Quote bei den Stadtwerken im Vergleich zum Vorjahr um 1,3 Prozentpunkte.
Kommunale Energiewirtschaft im Branchenvergleich ganz hinten
Gleichwohl liegt die kommunale Energiewirtschaft damit im Ranking aller 20 Branchen, die die Studie betrachtet, ganz hinten. Die höchsten Frauenquoten im Management attestiert die Analyse den Bereichen "Zoo und Naturpflege" (40%), "Gesundheit und Soziales" (33%), "Bildung und Wissenschaft" (28 %) sowie Krankenhäuser (25%). Dabei untersuchten die Studienautoren die Daten aus 1.469 Unternehmen mit 2.200 Führungskräften von 69 Kommunen im gesamten Bundesgebiet. Erfasst hat die Studie, inwiefern Frauen dort in der Geschäftsleitung, Geschäftsführung oder im Vorstand aktiv sind. Die Energiebranche rangiert mit der Abfallwirtschaft auf den hintersten drei Rängen des Vergleichs. Der gesamte durchschnittliche Frauenanteil hielt mit 19,7 Prozent das Niveau des Vorjahres.
Offenbach an der Spitze - viele Metropolen im Mittelfeld
Allerdings zeigt die Analyse sowohl auf der Ebene der Bundesländer als auch mit Blick auf die einzelnen Städte sehr deutliche Unterschiede auf. "Besonders bemerkenswert" seien die Unterschiede unter den einzelnen Kommunen, so die Studienautoren. 14 Städte verfügen demnach über Kommunalunternehmen, deren Führungsetagen zu mehr als 30 Prozent weiblich besetzt sind. Spitzenreiter ist Offenbach (56 %) vor Rostock, Gotha und Berlin mit Frauenanteilen zwischen 38 und 35 Prozent. Die Metropolen Dresden Leipzig und Hamburg liegen mit Anteilen zwischen 25 und 20 Prozent im Bundesdurchschnitt. Köln (15 %), Frankfurt (13 %), Dortmund (11 %) und Stuttgart (9 %) liegen deutlich darunter. Zu den Schlusslichtern zählen unter anderem Essen, Osnabrück und Flensburg, wo der Frauenanteil im Management zwischen 0 und 3 Prozent liegt. Vier Kommunen in der Studie beschäftigen keine Frau im Top-Management.
Ländervergleich zeigt Ost-West-Gefälle
Ein weiteres Ergebnis: der Frauenanteil in kleineren Kommunalunternehmen ist mit 27 Prozent leicht überdurchschnittlich. Das führen die Studienmacher aber auch auf ihre Methodik zurück. Denn im Bereich "Gesundheit und Soziales", wo vergleichsweise viele Frauen im Management vertreten sind, finden sich besonders viele kleinere Unternehmen. Erkennbar ist überdies ein Ost-West-Gefälle auf Länderebene: Den höchsten Anteil an Frauen im Top-Management erreichten die Städte ostdeutscher Bundesländer: Brandenburg (22,5 %), Mecklenburg-Vorpommern (23,4 %), Thüringen und Sachsen (je 24,7 %). Die Städte in Niedersachsen (13 %) vor Schleswig-Holstein (10,4 %) und Rheinland-Pfalz (10,3 %) bilden die Schlusslichter im Ländervergleich.
VKU räumt Nachholbedarf ein
"Beim Frauenanteil in den Chefetagen der Kommunalwirtschaft gibt es nach wie vor Nachholbedarf", räumte VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing auf Anfrage von energate ein. "Viele kommunale Unternehmen sind hier auf einem guten Weg - Nachzügler müssen jetzt handeln", kommentierte er den Status quo. Der VKU selbst versteht sich Liebing zufolge in diesem Zusammenhang als "Plattform für Austausch und Vernetzung", gerade in Personalfragen. Ferner soll die Digitalisierung helfen, die Repräsentanz von Frauen im Top-Management der kommunalen Wirtschaft zu erhöhen: "Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort durch digitale Tools - dort, wo es die Aufgaben zulassen - sind Maßnahmen, die bereits in der Kommunalwirtschaft angekommen sind", so Liebing. Die Coronapandemie habe dieser Digitalisierung einen Schub verleihen, "den es zu verstetigen gilt", sagte er. /pa