Brüssel (energate) - Die Bundesregierung erhält in Sachen Wasserstoffforschung Unterstützung auf europäischer Ebene. Die 27 EU-Forschungsminister befürworten den deutschen Vorschlag, grünen Wasserstoff ins Zentrum der europäischen Forschung zu stellen. "Wir haben heute einen ganz zentralen Baustein besprochen", sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) nach dem ersten informellen Treffen des EU-Forschungsrats unter deutschem Vorsitz. "Europa soll weiterkommen auf dem Weg von der einstigen Montanunion hin zu einer Wasserstoffunion", so Karliczek. Sie freue sich über die große Bereitschaft vieler Mitgliedstaaten, die deutsche Forschungs- und Innovationsinitiative für grünen Wasserstoff in den nächsten Monaten zu starten.
Als ersten Schritt in der Zusammenarbeit soll es eine Bestandsaufnahme der Forschungsaktivitäten geben. "Für diesen 'Mapping-Prozess' haben wir bei einer Abfrage im Rat eine große Mehrheit der Teilnehmer gewinnen können. Im Anschluss daran werden wir die ersten Großforschungsprojekte auf den Weg bringen", kündigte die Forschungsministerin an. Es gehe darum, Vorhaben der EU-Kommission mit den Vorhaben der nationalen Staaten zu verzahnen.
Gesetzesvorschläge für den Wasserstoff-Hochlauf
EU-Forschungskommissarin Mariya Gabriel kündigte zudem an, nach der Sommerpause ehrgeizigere Vorschläge zur Integration der wissenschaftlichen und technologischen Kapazitäten innerhalb der EU zu machen. Das neue EU-Rahmenforschungsprogramm Horizon Europe (2021-2027) werde helfen, die seit zehn Jahren bestehenden öffentlich-privaten Partnerschaften (PPP) bei Brennstoffzellen und Wasserstoff auszubauen. In den nächsten zwei Jahren werde die EU-Kommission Gesetzesvorschläge machen, um Rollout und Upscaling von grünem Wasserstoff zu ermöglichen, so Gabriel mit Bezug auf die Wasserstoffstrategie, die die EU-Kommission am 8. Juli vorgestellt hatte (energate berichtete). In der Strategie kommt Horizon Europe eine Schlüsselrolle zu.
Nahtlos an Forschung anknüpfen
Karliczek äußerte sich zufrieden über die schnelle Einigung der Staats- und Regierungschefs zum EU-Haushalt (2021-2027) und zum EU-Konjunkturprogramm "NextGenerationEU", woraus für das EU-Forschungsprogramm Horizon Europe 75,9 Mrd., beziehungsweise 5 Mrd. Euro abfallen sollen (energate berichtete). So ließe sich 2021 mit der EU-Forschung nahtlos weitermachen. Jetzt müsse nur noch die finanzielle Ausstattung von Horizon Europe mit dem EU-Parlament ausgehandelt werden. Die dürften sich allerdings als schwierig erweisen, denn das Vielvölkerparlament beharrte bisher auf seiner Forderung von 120 Mrd. Euro. Die EU-Kommission hatte 94,4 Mrd. Euro vorgeschlagen. Das Parlament bezweifelt, dass für die Wasserstoffforschung genügend übrig bleibt, wie auf einer Anhörung von EU-Forschungskommissarin Gabriel vor dem Energieausschuss des EU-Parlaments deutlich wurde (energate berichtete).
"Wir müssen mit dem, was wir haben, das Beste machen", antwortete Karliczek, danach gefragt, was sie von den Kürzungen der Finanzausstattung von "Horizon Europe" durch die Staats- und Regierungschefs halte. "Zumindest haben wir jetzt eine Grundlage", ergänzte EU-Forschungskommissarin Gabriel. Es sei gut, dass die EU-Forschungsförderung ohne Unterbrechung weitergehen könne. /rl