Augsburg (energate) - Der Anlagenbauer MAN Energy Solutions reagiert mit einem Umstrukturierungsprogramm auf die Covid-19-Pandemie. Das Unternehmen will 3.000 Arbeitsplätze in Deutschland sowie weitere 950 im Ausland möglichst sozialverträglich abbauen, teilte MAN Energy Solutions mit. Betriebsbedingte Kündigungen seien aber nicht ausgeschlossen. So will das Unternehmen unter anderem die Dampfturbinenfertigung in Hamburg schließen, betroffen wären hier 155 Beschäftigte. Auf dem Prüfstand stehe auch die Verlagerung der Berliner Fertigung. In Tegel stellt MAN mit rund 400 Mitarbeitern vor allem Kompressoren her. Nach Informationen der "Augsburger Allgemeinen" stehen am Unternehmenssitz Augsburg 1.800 von 4.000 Arbeitsplätzen auf der Kippe. Am Standort Oberhausen sind bis zu 560 von 1.700 Stellen gefährdet. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen rund 14.000 Mitarbeiter.
Einsparungen von 450 Mio. Euro angestrebt
Mit den Maßnahmen will MAN Energy Solutions die Kosten um rund 450 Mio. Euro senken und die operative Flexibilität erhöhen. "Wir müssen uns auf ein längerfristig schwieriges Marktumfeld einstellen", sagte Uwe Lauber, Vorstandsvorsitzender der MAN Energy Solutions. Wichtige Geschäftsfelder wie das Kreuzfahrtgeschäft seien unmittelbar von den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie betroffen. Am Standort Hamburger Hafen hat sich MAN auf die Reparatur und Wartung von Schiffsdieselmotoren spezialisiert. "Wir rechnen erst 2023 mit einer Erholung auf das Vorkrisenniveau", so Lauber.
Im Jahr 2018 hatte MAN Energy Solutions eine neue Strategie vorgestellt, die die VW-Tochter von einem Komponentenanbieter zum Anbieter nachhaltiger Energielösung wandeln soll. Zudem hat der Volkswagen-Konzern Anfang des Jahres den Verkauf des Unternehmens angekündigt, konnte bislang aber keine Käufer finden, der den eigenen Vorstellungen entspricht. "Eine Stärkung unserer Ertragskraft und verbesserte Wettbewerbsfähigkeit sind zentrale Voraussetzungen für die weiterhin erfolgreiche Umsetzung unserer Zukunftsstrategie", betonte Lauber. Über das Programm und die damit verbundenen Auswirkungen habe der Vorstand jetzt Gespräche mit dem Betriebsrat aufgenommen. "Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf unsere Zielmärkte machen ein schnelles Handeln erforderlich", erhöhte Personalvorstand Martin Rosik den Druck auf die Arbeitnehmervertreter.
Betriebsrat und IG Metall kritisieren Sparpläne
In einer gemeinsamen Mitteilung kritisierten der Gesamtbetriebsrat der MAN Energy Solutions und die IG Metall das angekündigte Restrukturierungsprogramm. "Betriebsbedingte Kündigungen müssen definitiv ausgeschlossen werden, so wie es im gesamten VW-Konzern üblich ist", forderte Werner Wiedemann, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates. Das Gremium fordert, dass alle Standorte erhalten bleiben. Auch die IG Metall kritisiert den massiven Personalabbau scharf: "Wir unterstützen ein nachhaltiges Zukunftsprogramm, erwarten aber Garantien für den Verbleib bei Volkswagen", so Michael Leppek, Unternehmensbeauftragter der IG Metall für MAN Energy Solutions. Gesamtbetriebsrat und IG Metall wollen noch in dieser Woche in die Verhandlungen eintreten. /tc