Wien (energate) - Umweltministerin Leonore Gewessler hat gemeinsam mit Vizekanzler Werner Kogler (beide Grüne) erstmals Zahlen zu den Emissionen des Jahres 2019 vorgelegt. Demnach sind Österreichs Treibhausgasemissionen im Vorjahr wieder gestiegen, und zwar um 1,8 Prozent oder um 1,4 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent. Insgesamt hat Österreich im Vorjahr rund 80,4 Mio. Tonnen Treibhausgase emittiert. Diese Zahlen stammen aus einer sogenannten Nahzeitprognose des Umweltbundesamts und wurden mit einer vereinfachten Methodik durchgeführt. Endgültige Zahlen für das Jahr 2019 legt das Umweltbundesamt kommenden Jänner vor.
Emissionen wachsen schneller als Wirtschaft
Der Anstieg ist insofern bemerkenswert, als dass im Vorjahr weder das Wirtschaftswachstum mit 1,6 Prozent noch das Bevölkerungswachstum mit 0,4 Prozent überdurchschnittlich stark gewachsen sind. Auch die Anzahl der Heizgradtage lag nur knapp über dem sehr milden Jahr zuvor. Dem vorliegenden Ergebnis zufolge legten die Emissionen vor allem in der Industrie und im Verkehr zu. In den Sektoren Energie und Industrie stiegen die Emissionen um 3,7 Prozent, wobei hier mit über vier Prozent der stärkste Anstieg bei jenen Anlagen zu verzeichnen war, die dem Emissionshandelssystem unterliegen. Die Autoren des Umweltbundesamts verweisen hier unter anderem auf die erhöhte Stahlproduktion des Vorjahres sowie einen Hochofen der Voestalpine, der im Vorjahr nach erfolgter Wartung wieder den Betrieb aufnahm. Auch die höhere Stromproduktion mit Erdgas sei ein gewichtiger Faktor, hieß es. Im Sektor Verkehr gab es einen Anstieg um 1,2 Prozent, wobei der Verkehr gleichzeitig am stärksten von den im Klimaschutzgesetz festgelegten sektoralen Höchstmengen abweicht.
Dies sei ein "Höhepunkt der negativen Entwicklung", kommentierte Vizekanzler Kogler die Zahlen. Er betonte, dass die Regierung die geplante "Klimamilliarde" (energate berichtete) tatsächlich verwenden werde und im Zuge der Coronakrise weitere "grüne Investitionen" möglich seien.
Gewessler: Zahlreiche Maßnahmen werden greifen
Umweltministerin Gewessler verwies in dem Zusammenhang auf eine Reihe von Schritten für eine Reduktion der Emissionen im Zuge ihrer Amtszeit. So soll allein die sogenannte betriebliche Umweltförderung im Inland sowie der "Raus aus Öl"-Bonus ab heuer die Abgase um 530.000 Tonnen pro Jahr senken (energate berichtete). Die Erhöhung der Gelder für Sanierung und Heizkesseltausch in den kommenden zwei Jahren soll eine Reduktion von 780.000 Tonnen bringen. Noch stärker wirkt sich Gewessler zufolge die auf 110 Mio. Euro erhöhte Umweltförderung aus, mit der die jährlichen Emissionen in Österreich künftig um 950.000 Tonnen sinken sollen. Im Hinblick auf den Verkehrssektor nannte Gewessler das geplante 1-2-3-Ticket sowie den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel und die Förderung von Elektroautos.
Eine Zunahme der Emissionen wie im Vorjahr dürfe in Zukunft nicht mehr passieren, so die Ministerin weiter: "Die Coronakrise hat uns gezeigt, wie Krise sich anfühlt. Eine Klimakrise müssen wir verhindern." Zum wiederholten Mal kündigte sie auch eine ökologische Steuerreform sowie weitere Schritte im Verkehrsbereich an. /Peter Martens