Leipzig (energate) - Der Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz startet mit dem Aufbau von Hochtemperaturseilen auf dem östlichen Abschnitt der Freileitung Pulgar-Vieselbach. Die 27 Kilometer langen Seile zwischen Zeitz (Sachsen-Anhalt) und Groitzsch (Sachsen) sollen künftig etwa 40 Prozent mehr Strom transportieren, da sie dank einer speziellen Legierung eine Temperatur von 100 Grad statt der bisher möglichen 80 Grad Celsius vertragen. "Diese zusätzliche Kapazität erkauft man sich aber leider mit höheren Transportverlusten, so dass jeder Einsatzfall genau abgewägt werden muss", erläuterte Frank Golletz, technischer Geschäftsführer von 50 Hertz. Für den ersten Abschnitt der 380-kV-Freileitung zwischen den Umspannwerken Pulgar (südlich von Leipzig) und Vieselbach (bei Erfurt) setzt 50 Hertz auf die Technik, da die Mastsysteme dort noch lange haltbar sind.
Mit Blick auf die Kosten und die Landschaftseingriffe sei die Hochtemperatur-Technik somit eine sinnvolle Lösung, so Golletz. So muss der Netzbetreiber nur an drei Stellen des Leitungsabschnitts die bestehenden Masten erhöhen, damit der Sicherheitsabstand zum Boden ausreicht. Hochtemperaturseile hängen stärker durch, auch wenn die Netzbetreiber die Zugspannung der Leiterseile anziehen.
Vereinfachtes Genehmigungsverfahren
Für den ersten Abschnitt des Gesamtvorhabens Pulgar-Vieselbach hat 50 Hertz erstmals ein vereinfachtes Genehmigungsverfahren nach dem Netzausbaubeschleunigungsgesetz (Nageb) durchlaufen (energate berichtete). Die Bundesnetzagentur hatte auf die Einleitung eines aufwändigeren Planfeststellungsverfahrens verzichtet, weil es sich nur um eine unwesentliche Änderung der Leitung handelt. In den weiteren Abschnitten (Mitte und West) der 105 Kilometer langen Freileitung zwischen Geußnitz im südlichen Sachsen-Anhalt und Erfurt-Vieselbach in Thüringen sind dagegen Planfeststellungsverfahren erforderlich, die voraussichtlich noch bis 2022 dauern. /mt