Neusiedl am See (energate) - Energie Burgenland arbeitet mit Partnern an einem Pilotprojekt zur Sektorkopplung, das überschüssige Windenergie in Heizenergie umwandelt. Im Mittelpunkt steht eine Anlage in Neusiedl am See, die an die Fernwärmezentrale, das Erdgasnetz und das öffentliche Stromnetz angeschlossen ist. Derzeit erweitert der Versorger an dem Standort ein bestehendes Biomasseheizwerk, das mit dem Fernwärmenetz verbunden ist, um eine Power-to-Heat-Anlage. In Zukunft soll Windstrom über eine Leitung direkt vom Umspannwerk zu diesem Heizwerk fließen, in Wärme umgewandelt und danach über das Fernwärmenetz verteilt werden.
Die Umwandlung soll mit einer Rauchgaskondensationswärmepumpe und einer Luftwärmepumpe mit je 1 MW thermischer Leistung passieren. Gleichzeitig erweitern die Projektbeteiligten einen bestehenden Pufferspeicher auf 300 Kubikmeter und installieren für den Betrieb der Wärmepumpen einen Stromspeicher. Das Vorhaben heißt "Hybrid DH Demo" und ist ein Projekt der Forschungsplattform "Green Energy Lab", die zum Klimafonds gehört. Die Leitung hat die Beratungsfirma 4ward Energy Research übernommen, außerdem sind der deutsche Windanlagenhersteller Enercon sowie die Firmen Forschung Burgenland und TBH Ingenieur beteiligt. Das für drei Jahre angesetzte Vorhaben läuft noch bis 2022 und hat ein Budget von 1,3 Mio. Euro.
Hohes Interesse an der Sektorkopplung
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Mit dieser Art der Sektorkopplung wollen die Beteiligten den Anteil der Erneuerbaren im Energiemix der Stadt Neusiedl erhöhen und die Abregelungen der Windkraftanlagen in der Region um rund ein Fünftel senken. Im Burgenland herrschen Windverhältnisse, die ähnlich stark sind wie in der Nähe der deutschen Nordseeküste. Die Landespolitik forciert daher seit rund zwei Jahrzehnten den Ausbau der Windkraft, auch private Windparkbetreiber wie Püspök bauen gerade aus (energate berichtete). Vor sieben Jahren erreichte das Burgenland bilanziell die Stromautarkie. Ende des Vorjahres waren 450 Windräder mit 1.124 MW Leistung in Betrieb. Die Kehrseite des Ausbaus: Die Anlagen erzeugen inzwischen rein rechnerisch um rund 50 Prozent mehr Strom als das Bundesland verbraucht. Das wiederum belastet die Stromnetze und macht in regelmäßigen Abständen Abschaltungen erforderlich. Dem soll das neue Sektorkopplungsprojekt von Energie Burgenland entgegenwirken. /Peter Martens