Klagenfurt (energate) - Trotz Erholungstendenzen nach der Coronakrise bestünden weiterhin Unsicherheiten bei der Marktentwicklung. Grund dafür sei der konjunkturelle Abschwung, erklärte Kelag-Vorstand Danny Güthlein im Interview mit energate. Darin führte er aus, welche Maßnahmen er für noch wichtiger als die Investitionsprämie des Bundes hält.
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Corona
energate: Herr Güthlein, wie hat sich die Coronapandemie bisher auf ihr Unternehmen in finanzieller Hinsicht ausgewirkt? Sind bestimmte Bereiche stärker davon betroffen als andere?
Güthlein: Unser Unternehmen war im ersten Halbjahr 2020 aufgrund der Covid-19-Pandemie mit zusätzlichen Herausforderungen im ohnehin dynamischen und komplexen Marktumfeld konfrontiert. Deutliche Absatzrückgänge bei Gewerbe und Industrie führen bisher zu Erlösausfällen im Millionenbereich. Die Großhandelspreise haben aufgrund des massiven Rückgangs der globalen Energienachfrage und der rückläufigen Brennstoff- und CO2-Preise stark nachgegeben. Trotz erster Erholungstendenzen bestehen weiterhin Unsicherheiten in der Marktentwicklung aufgrund des allgemeinen wirtschaftlichen Abschwungs sowie einer möglichen zweiten Welle an Infektionen.
energate: Unternehmen der Energiebranche hat die Coronapandemie bis jetzt vergleichsweise weniger hart getroffen. Unter welchen Bedingungen könnte sich das ihrer Meinung nach ändern? Welche präventiven Maßnahmen sind aus ihrer Sicht zu ergreifen?
Güthlein: Die Versorgungssicherheit mit Energie bildet gerade während der Covid-19-Pandemie eine wichtige Basis für den Wirtschafts- und Energiestandort Kärnten. Die Kelag und ihre Tochtergesellschaften arbeiten deshalb auch weitestgehend im Normalbetrieb. Das Konzern-Krisenmanagement nahm bereits Ende Jänner seine Tätigkeit auf und setzt seitdem laufend Maßnahmen um, um bei der Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus mitzuwirken und den Betrieb normal aufrechtzuerhalten. Dazu zählen auch saisonal bedingte Arbeiten wie beispielsweise die Umsetzung von Bauprojekten, das Herstellen von Anschlüssen an das Fernwärmenetz, das Verlegen von Fernwärmeleitungen, Revisionsarbeiten an technischen Anlagen, Behördenkontakte et cetera. Bei all diesen Tätigkeiten gelten selbstverständlich strenge Verhaltensregeln und Hygienevorschriften. Durch unser professionelles Krisenmanagement und den Einsatz aller unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden wir die sichere und zuverlässige Versorgung mit Strom, Erdgas und Wärme weiterhin sicherstellen, das ist unsere Hauptaufgabe.
energate: Prognosen gehen davon aus, dass es ab Herbst 2020 zu einer erhöhten Anzahl von Insolvenzen kommen wird, da coronabedingte Zahlungsaufschübe und Stundungen auslaufen oder fällig werden. Wie gehen Sie damit um?
Güthlein: Wir haben ein eigenes internes Gremium eingerichtet, um aktiv und abgestimmt auf die sich eventuell ändernden Faktoren im Forderungsmanagement reagieren zu können. Zusätzlich haben wir die Kundenkontakte intensiviert und den Informationsaustausch zwischen Vertrieb, Kundenservice und Risikomanagement verstärkt.
energate: Haben Sie bereits Zahlungsausfälle von Kunden zu verzeichnen? Wenn ja, in welcher Höhe?
Güthlein: Wir registrieren einen moderaten Anstieg bei den Anfragen von Privatkunden, hier geht es in erster Linie um Änderungen bei den Teilzahlungsbeträgen, um Stundungen und um Ratenpläne. Auch im Segment Gewerbekunden gibt es etwas mehr Kontaktaufnahmen. Ein coronabedingt signifikant höheres Ausmaß von Zahlungsausfällen stellen wir bis jetzt nicht fest.
energate: Wenn sich die Liquidität der Unternehmen während der anhaltenden Coronapandemie nicht verbessert, wie sollen dann notwendige Investitionen für die Belebung der Wirtschaft und zum Klimaschutz erfolgen? Welche Vorschläge oder Forderungen haben sie hierbei an die Politik?
Güthlein: Der österreichische Gesetzgeber reagierte bereits mit der Maßnahme einer Investitionsprämie, um für Unternehmer Anreize zu setzen, in und nach der COVID-19-Krise zu investieren. Noch wichtiger wären aber für unsere Investitionen schnellere Behördenverfahren und der Abbau bürokratischer Hürden.
Die Fragen stellte Alexander Fuchssteiner, energate-Redaktion Wien.