Für die österreichweiten Klimaziele seien Initiativen auf Bundesländerebene unerlässlich, heißt es im Klimareport von Global 2000. (Foto: WWF, Adam Oswell)
Wien (energate) - Für eine wirksame österreichische Klimaschutzpolitik sind starke Initiativen auf Bundesländerebene unerlässlich. Zwar haben alle neun Länder inzwischen Klimaschutzprogramme aufgelegt und diese teilweise mit mittel- bis langfristigen Klimazielen unterfüttert. In vielen Bereichen bestehe aber Nachschärfungsbedarf, hält Global 2000 in einem Bundesländervergleich fest. Die Klimaziele der Länder stünden weiterhin nicht in Einklang mit den Erfordernissen der Klimawissenschaft, so die Kritik. So seien die Ziele nicht auf einzelne Sektoren zugeschnitten und in den meisten Ländern auch nicht mit wirksamen Maßnahmen verknüpft, beklagt die Nichtregierungsorganisation. Hier empfiehlt Global 2000 den Ausbau von Monitoringprozessen und die Überprüfung durch unabhängige Stellen wie dem Umweltbundesamt.
Ein auffällig negatives Bild zeigt der Bundesländervergleich bei der Entwicklung der Treibhausgasemissionen. Lediglich in vier Bundesländern - nämlich in Kärnten (-4,1 %), Vorarlberg (-3,5 %), Niederösterreich (-2,7 %) und der Steiermark (-2 %) - sind die CO2-Emissionen im Vergleich zu 2010 gesunken. Und selbst diese Reduktionen seien angesichts der ambitionierten Klimaziele deutlich zu gering, meint Global 2000. Starke Anstiege der Treibhausgasemissionen haben die Bundesländer Tirol (+2,6 %), Salzburg (+2,1 %) und das Burgenland (+1,6 %) zu verzeichnen. Es sei daher dringend notwendig, die bisherigen Bemühungen zu evaluieren und mithilfe des Bundes und der EU wirksam nachzuschärfen. Denn viele Probleme im Bereich der CO2-Emissionen seien nicht hausgemacht, sondern durch zum Beispiel den steigenden Güterverkehr induziert, heißt es in dem Report.
Mehr Anstrengung für Energieeffizienz und Erneuerbare nötig
Ein Problemfeld, das mit steigenden Treibhausgasemissionen assoziiert sei, ist der österreichweit steigende Energieverbrauch. Nur etwa die Hälfte des derzeitigen Energieverbrauchs könne durch erneuerbare Energien gedeckt werden, rechnet Global 2000 vor. Es bräuchte daher in allen Bundesländern dringend Initiativen zur Steigerung der Energieeffizienz, aber auch Energieeinsparungsmaßnahmen. Den größten Handlungsbedarf gebe es dabei in den Bundesländern Kärnten und Tirol, wo der Energieverbrauch am stärksten steigt. In Wien und Tirol müsse einem leicht fallenden Anteil der erneuerbaren Energien dringend mit dem naturverträglichen Ausbau dieser Energiequellen begegnet werden, hält die Umweltorganisation fest.
Der Ökostromanteil sei in den westlichen Bundesländern Vorarlberg (100 %), Tirol (98,5 %) sowie Salzburg (94 %), aber auch in Kärnten (99,2 %) und dem Burgenland (96,5 %) am höchsten. Dennoch herrsche auch hier noch großes Ausbaupotenzial in den Bereichen Photovoltaik und Windenergie, geht aus dem Report hervor. Dies sei deshalb notwendig, da bevölkerungsreiche Bundesländer wie zum Beispiel Wien (22,2 %) mit einem hohen Elektrizitätsverbrauch auf dem eigenen Gebiet nur begrenzte Möglichkeiten zur Verfügung stehen, um Ökostrom zu produzieren. Um das bundesweite Ziel von 100 Prozent Ökostrom bis 2030 zu erreichen, bräuchte es daher für alle Bundesländer eine Energieraumplanung und Zonierung, meint Global 2000.
Wärme- und Verkehrssektor mit großen Defiziten
Ebenso kritisch sieht Global 2000 den österreichweiten Anteil an fossilen Heizgeräten. In Niederösterreich, Wien, Tirol, Vorarlberg und dem Burgenland liege dieser deutlich über 40 Prozent. Während in Wien und Niederösterreich der hohe Anteil an Gasheizungen ein Problem darstelle, seien es in Tirol und Vorarlberg vor allem Ölheizungen. Auch sei in allen Bundesländern die Sanierungsrate weit entfernt von den erforderlichen drei Prozent. Am niedrigsten sei die Rate bei Gebäuden in Salzburg (1,1 %), Tirol (1,1 %) und Wien (1 %).
Ein großes Sorgenkind bleibt der Verkehrssektor. Vor allem der Trend zum Zweit- oder Dritt-PKW führe bundesweit zu einem steigenden Motorisierungsgrad. Einzige Ausnahme bildet Wien, das trotz starken Bevölkerungswachstums durch einen hohen Anteil des öffentlichen Verkehrs einen Rückgang bei der Motorisierung zu verzeichnen hat. Dennoch bräuchte es in Wien weitere Anstrengungen, um zum Beispiel den Radverkehr zu steigern, so Global 2000. Als Vorzeigebundesland diene hierbei Vorarlberg, das neben einer vergleichsweise günstigen Jahreskarte für den öffentlichen Verkehr den bundesweit höchsten Radanteil habe. Die Schlusslichter im Bereich der alternativen Mobilität bilden Oberösterreich, das Burgenland und Kärnten, da hier die Abhängigkeit zum eigenen Auto am größten sei. Gerade hier seien neue Mobilitätkonzepte erforderlich, die ein leistbares Angebot für Bürger darstellen. /af
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