Berlin (energate) - Auf der Suche nach möglichen Wasserstofflieferanten sollte Deutschland den Blick nicht zu weit schweifen lassen, sondern auch die Potenziale innerhalb Europas nutzen. Dies empfahl Werner Diwald, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband (DWV), beim "DBI-Fachforum Energiespeicher 2020". Diwald hat dabei beispielsweise die Ukraine auf dem Schirm. Für das Land sprächen etwa die großen verfügbaren Flächen zur Errichtung neuer Windparks. "Und da haben sie weit und breit keine Bürgerinitiative", so Diwald.
Ein weiterer Pluspunkt sei die vorhandene Pipeline-Infrastruktur, um den Wasserstoff in Richtung Deutschland zu transportieren. Bislang sei ihm die Diskussion zu sehr von den Produktionskosten gedacht. "Es fehlt mir ein bisschen die Überlegung, wie das Produkt zum Kunden kommt", gab Diwald zu bedenken. Deutschland hat im Rahmen der Wasserstoffstrategie bislang vor allem Marokko für eine Energiepartnerschaft auserkoren, weil sich dort über Solarenergie günstig Grünstrom für die Elektrolyse produzieren lässt (
energate berichtete). Aber auch Australien hatte sich zuletzt als mögliches Exportland in Stellung gebracht (
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Weniger Abhängigkeit von Russland
Für den DWV-Mann ist die künftige Wasserstoffwirtschaft insgesamt eine Chance "die Handelsbeziehungen zu revolutionieren und auch zu demokratisieren". Zwar bleibe Deutschland weiterhin ein Energie-Importland, aber es ließe sich zumindest die Abhängigkeit Europas von den Krisengebieten dieser Welt reduzieren, wie Diwald ausführt. Die Problematik dieser Abhängigkeit hätten nicht zuletzt die Diskussionen um die Erdgas-Pipeline Nord Stream 2 gezeigt. Wasserstoff beziehungsweise der dafür notwendige Erneuerbaren-Strom ließe sich - im Gegensatz zu Öl und Gas - vielerorts über Solar- und Windenergie günstig produzieren. "Dann suche ich mir eben ein anderes Land, das mir den Wasserstoff liefert", so Diwald.
Die Nationale Wasserstoffstrategie bezeichnete der DWV-Präsident derweil als "tolles Papier", in dessen 28 Maßnahmen schon viel drinstecke. Insgesamt wünscht er sich aber ein ambitioniertes Vorgehen Deutschlands, wenn Wasserstoff die fossilen Energieträger ablösen soll. "Das ist noch ein bisschen so, als würde man mit der Ölkanne loslaufen, um die Öltanker dieser Welt zu bewegen", so Diwald. /ml