Zuletzt waren im Day-Ahead-Handel stellenweise hohe Preisspitzen eingetreten. (Foto: Danske Commodities/Thomas Priskorn)
Paris (energate) - Ungewöhnliche Preisspitzen in den frühen Abendstunden beschäftigen derzeit den börslichen Stromhandel. Im Day-Ahead-Handel für den 21. September schnellte der Preis im deutschen Marktgebiet für die Stunde 20 auf 200 Euro/MWh. Einen Stundenpreis in dieser Höhe hatte es im Handel der Börse Epex Spot seit 2012 nicht mehr gegeben. Allerdings waren ähnliche Ausreißer nach oben bereits in der Vorwoche aufgetreten. So erreichte am 14. September der gleiche Stundenpreis mehr als 120 Euro/MWh, am Folgetag sogar knapp 190 Euro/MWh. Am gleichen Tag kam es auch zu deutlichen Preisspitzen im Intraday-Markt für Viertelstunden-Produkte, die knapp unter der Marke von 4.000 Euro/MWh blieben.
Kraftwerkspark mit Knappheitsprämie
Marktteilnehmer und Händler, die energate zu den Entwicklungen befragte, rätselten über die Ursachen für die Preisspitzen im Day-Ahead-Handel. "Mag sein, dass wir in der Merit-Order an einer steilen Flanke angekommen sind", mutmaßte ein Marktteilnehmer. Eine weitere Marktstimme gab zu bedenken, dass kein Kraftwerk im deutschen Markt Grenzkosten von 200 Euro/MWh aufweise, also marktseitig eine "Knappheitsprämie" eingepreist sei. Klar ist, dass die Erneuerbaren den Rahmen für die Preiskurve setzen: Die Solareinspeisung geht zum Abend herunter Richtung null, während die Einspeisung aus Windkraft die Lücke mangels Winddargebot nicht füllen kann. Zugleich verlagert sich die abendliche Lastspitze derzeit aufgrund des früheren Einbruchs der Dunkelheit immer weiter nach vorne.
Ein Händler hat beobachtet, dass der Markt zum fraglichen Zeitpunkt grundsätzlich unterdeckt war, was sich an den Stromimporten aus dem Ausland ablesen lasse. Ein weiterer Händler sah einen Zusammenhang zwischen den Preisausschlägen der beiden aufeinander folgenden Wochen und vermutete eine "Vorsichtsreaktion". "Die vergangene Woche hat offenbar viele Händler als gebrannte Kinder zurückgelassen", so der Marktteilnehmer. "Um nicht wieder teuer im Intraday-Markt einkaufen zu müssen, haben sie sich im Day-Ahead-Handel abgesichert und zugekauft." /rb
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