An den Energiebörsen ging es im Jahr 2020 bislang turbulent zu. (Foto: EEX)
Wien (energate) - Die Entwicklung der Energiepreise in Österreich war in den ersten acht Monaten besonders dynamisch. Ein Rückblick der E-Control zeigt, dass die Preise für Strom und Gas im heimischen Großhandel trotz einer leichten Erholung bis Ende August unter dem Niveau des Vorjahres geblieben sind. Im Endkundenmarkt blieben zwar Preiserhöhungen großteils aus, doch viele Anbieter haben die Rückgänge im Großhandel nicht an Endkunden weitergegeben. "Dadurch haben sich die Einsparpotenziale für Endkunden erhöht. Bei relativ teuren Anbietern kann man derzeit sogar ohne Wechselrabatte mehr als ein Drittel der reinen Stromkosten und Gaskosten sparen", so Johannes Mayer, Chefvolkswirt der E-Control.
Strompreise: Einbruch im Großhandel schon vor Corona
Die Strompreise im Großhandel starteten mit 40 Euro/MWh ins Handelsjahr, das war ein um 27 Prozent niedrigerer Preis als ein Jahr zuvor. Grund dafür waren ein milder Winter und günstige Brennstoffpreise. Danach prägte das für Österreich typische Zusammenspiel aus Nachfrage und Erneuerbaren den Markt. Im Februar sank der Day-Ahead-Preis bereits unter die Marke von 30 Euro/MWh. Hier sorgte die starke Zunahme der dominierenden Laufwasserkraft sowie die fallende Residuallast, also die Netzlast abzüglich des Stroms aus Wind und Photovoltaik, für weiteren Preisdruck. Mayer erklärte dazu: "Es wird ersichtlich, dass sich die österreichischen Großhandelspreise schon vor Ausbruch der Coronakrise auf einem äußerst geringen Niveau befanden."
Im Zuge der Einschränkungen ab März sanken die Preise dann unter die Marke von 20 Euro/MWh. "Für Mai und Juni bedeutete dies einen Einbruch von über 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr", so Mayer. Nach der schrittweisen Lockerung der Maßnahmen stieg die Nachfrage wieder und damit auch die Preise, während die saisonbedingt rückläufige Laufwassererzeugung im Spätsommer für weiteren Preisauftrieb sorgte. Im Juli war Strom im Großhandel 32 Euro/MWh wert und im August 36 Euro/MWh. "Das war nur noch knapp unter dem Vergleichswert des Vorjahres", heißt es bei der Regulierungsbehörde.
Terminpreise: "Zweiter Lockdown derzeit kaum eingepreist"
Der Trend bei den Spotpreisen spiegelte sich teilweise auch auf den Terminmärkten für Österreich wider. Die Angst vor einer Rezession sorgte zu Beginn des Jahres bei den Kontrakten für das Gesamtjahr 2021 für Preisabschläge von teilweise über 10 Euro/MWh. Danach erholten sich die Terminpreise wieder. Im August wurde der Base-Jahresfuture 2021 bei knapp 45 Euro/MWh gehandelt, also wieder auf demselben Niveau wie im heurigen Jänner. "Ein zweiter Lockdown scheint derzeit nicht allzu stark eingepreist zu werden", erklärte Mayer dazu.
Erdgas: Niedrige Preise und volle Speicher
Die Gaspreise im Großhandel waren zu Jahresbeginn vom milden Winter und der Sorge um den Gastransit zwischen Russland und der Ukraine geprägt. Entsprechend erreichte der Gaspreis am 6. Jänner mit 13,31 Euro/MWh (OTC Day-Ahead) den höchsten Stand des heurigen Jahres. Der historische Ölpreisverfall am 9. März sorgte für einen weiteren Preisdruck auch bei Gas. "Allerdings waren die Gaspreise schon davor auf einem niedrigen Preisniveau mit wenig Spielraum nach unten", erklärte Mayer dazu. Außerdem habe sich der Gaspreis wegen des seit dem Sommer 2019 herrschenden hohen Angebots an LNG zunehmend von den Ölpreisen entkoppelt.
Zugleich prägten hierzulande hohe Füllstände bei Gasspeichern das Bild. Die Folge: Immer weiter sinkende Day-Ahead-Preise machten Speicherentnahmen unattraktiv, während gut gefüllte Speicher den Einspeicherbedarf reduzierten und wiederum die Preise drückten. "Der niedrigste Füllstand der österreichischen Speicher lag am 7. April bei 73 Prozent. Abgesehen vom August waren die Speicherfüllstände in jedem Monat des laufenden Jahres höher als vor einem Jahr", so Mayer.
Tiefpunkt im Mai bei 4,7 Euro/MWh erreicht
Im Zuge der Coronakrise erreichte der Day-Ahead-Gaspreis am österreichischen Handelspunkt CEGH im Mai mit 4,7 Euro/MWh seinen Tiefpunkt. Danach war ein Zusammenspiel mit CO2-Zertifikatspreisen und Ölpreisen sowie mit der wieder anziehenden Nachfrage zu beobachten. Im August lag der Preis für day-ahead gehandeltes Gas am OTC-CEGH wieder bei rund 9,07 Euro/MWh. Der Gasbezug Italiens, der für Österreichs Gasmarkt in den Sommermonaten traditionell ein Faktor ist, weil die wichtigste Gasleitung nach Italien über Österreich führt, spielte heuer kaum eine Rolle. Stattdessen sind 2020 die LNG-Lieferungen nach Italien gestiegen. /Peter Martens
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