Durch den geplanten Erneuerbarenausbau könnten 100.000 neue Arbeitsplätze entstehen. (Foto: Senvion)
Linz (energate) - Die Coronakrise hat den Arbeitsmarkt fest im Griff. In fast allen Branchen werden massiv Jobs abgebaut. Mit einem positiven Ausblick hingegen ließ diese Woche eine Studie des Energieinstituts der Johannes-Kepler-Universität in Linz aufhorchen. Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien bis 2030, wie es im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) geplant ist, könnten in Österreich 100.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Bei Investitionen in Höhe von 4,5 Mrd. Euro jährlich werde das BIP um durchschnittlich 9,8 Mrd. Euro steigen. Bekannterweise positiv wirkt sich der Ausstieg aus der fossilen Energieversorgung auf die Umwelt aus: Bis 2030 könnten die CO2-Emissionen um 13 Mio. Tonnen sinken, prognostizierten die Autoren bei der Studienpräsentation im Umweltministerium in Wien.
Einnahmen aus Erneuerbaren bleiben im Land
Während bei der Einfuhr fossiler Brennstoffe die Erlöse größtenteils wieder ins Ausland abfließen, bleiben Einnahmen aus erneuerbaren Energien im Land. Und sorgen durch eine höhere inländische Produktion für mehr Arbeitsplätze. Bei der Produktion von Biomasse-Brennstoffen ist laut Studie die heimische Beschäftigung besonders hoch. Die Berechnungen der Studie basieren auf dem Ausbau "grüner" Energielieferanten, darunter Biogas, Biomasse, Wasserkraft, Photovoltaik, Windkraft sowie Pumpspeicherkraftwerke. Als zusätzlich installierte Erzeugungskapazität wurden 42 TWh bis 2030 angenommen. Dies entspricht dem im Regierungsprogramm definierten Ausbauziel für Strom aus Erneuerbaren von 27 TWh plus 15 TWh, die auf Raumwärme, Mobilität und die Industrie entfallen.
Die Geschäftsführerin des Dachverbands Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ), Martina Prechtl-Grundnig, betonte die Bedeutung von neuen Arbeitsplätzen für strukturschwache Gegenden. Sie verwies dabei auf nachhaltige Vorzeigeunternehmen, die als kleine Betreibe starteten und mittlerweile international tätig sind. "Viele beschäftigen mittlerweile hunderte Mitarbeiter und sind in den Regionen verwurzelt", so Prechtl-Grundnig.
Kritik am EAG seitens der Windkraftbranche
"Damit das Potenzial auch wirklich genutzt werden kann, muss der EAG-Entwurf noch nachgeschärft werden", sagte IG-Windkraft-Geschäftsführer Stefan Moidl. Die Änderungswünsche betreffen die Sicherstellung des Ausbaus von rund 120 Windkraftanlagen pro Jahr, Klarheit für den Netzzugang und faire Regeln für Kostenbeiträge fürs Netz. Außerdem müssten bei den Förderungen die Standortunterschiede berücksichtigt werden. Bei der Windkraft errechnete die Studie bis 2030 eine Erhöhung des BIP um 1,1 Mrd. Euro sowie 10.900 zusätzliche Beschäftigte pro Jahr.
Bereits in den vergangenen Jahren wurden laut Moidl zahlreiche neue Windkraft-Jobs im Land geschaffen. Die Windkraft Simonsfeld ist mit 70 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber im Weinviertel. Die WEB Windenergie mit über 170 Mitarbeiter wiederum ist der größte Arbeitgeber im von Abwanderung stark betroffenen Waldviertel. Von dort werden 227 Windkraftanlagen, 20 PV-Anlagen sowie drei Kleinwasserkraftwerke, die in sieben Ländern Strom erzeugen, gesteuert.
Höhere Marktanteile durch Technologieoffensive
"Mit einer Technologieoffensive kann es auch gelingen, die Marktanteile heimischer Unternehmen weiter zu steigern, sodass die Wirtschaftszahlen noch besser ausfallen", erklärte Energieinstitut-Geschäftsführer Horst Steinmüller. Um Anreize für den Erneuerbarenausbau zu schaffen, sind laut Studie Förderungen und Regulierungen notwendig. In diesem Zusammenhang wurde die öko-soziale Steuerreform erwähnt, die Unternehmen und private Haushalte bei der Umstellung auf ein nachhaltiges Energiesystem entlasten soll. Abschließend plädierten die Studienautoren dafür, den Aufschwung des Arbeitsmarktes und der Wirtschaft durch den Erneuerbarenausbau noch stärker in den Mittelpunkt zu rücken. /Irene Mayer-Kilani
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