Düsseldorf (energate) - Die nordrhein-westfälische Landesregierung will zeitnah Projekte zur Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff auf den Weg bringen. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) kündigte für November eine Wasserstoffstrategie an. Es gehe darum, die Industrie in Richtung Klimaneutralität zu transformieren und gleichzeitig die Arbeitsplätze zu erhalten, sagte Laschet in Düsseldorf. Wasserstoff spiele dabei eine zentrale Rolle. "NRW hat das beste Ökosystem für diesen Umstieg mit der vorhandenen Industrie, Zulieferern sowie der Infrastruktur." So gebe es im Land bereits Wasserstoff-Pipelines im Umfang von 240 Kilometern. Über weitere Perspektiven tauschte sich die schwarz-gelbe Landesregierung am 12. Oktober mit Vorständen von Industrieunternehmen aus NRW wie RWE, Thyssenkrupp und Evonik aus.
"NRW muss Industrieland bleiben", betonte der Arndt Kirchhoff, Präsident der NRW-Unternehmervereinigung, der ebenfalls an dem Spitzengespräch teilgenommen hatte. Gemeinsam mit seinen Kollegen legte er der Landesregierung ein Papier mit 13 Projekten vor, mit denen der Markthochlauf von Wasserstoff gelingen soll. Das Investitionsvolumen liegt bei rund vier Mrd. Euro. Dabei geht es um den Aufbau von Großelektrolyseuren im rheinischen Revier und in Duisburg, aber auch um Anlagen zur Pyrolyse, also zur Wasserstoffherstellung aus Erdgas. Vorgesehen ist zudem ein Projekt zum Einsatz von Wasserstoff in der Stahlproduktion (Direktreduktion), die Umwidmung einer Erdgasleitung auf den Wasserstofftransport oder der Aufbau von Importinfrastrukturen. Ein Teil der Projekte könnte es in die Wasserstoffstrategie des Landes schaffen, die laut Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) am 9. November vorliegen soll. Die Landesregierung drückt aufs Tempo, bereits im kommenden Jahr sollten erste Vorhaben sichtbar werden.
Öffentliche Förderung
Klar ist dabei: Ohne großzügige öffentliche Förderung wird es nicht gehen. In ihrem Papier fordern die Unternehmen Unterstützung bei den Investitionen, aber auch bei den Betriebskosten. Nötig sei ein intelligenter Mix aus staatlichen Instrumenten sowie privat-wirtschaftlichem Engagement und Investitionslinien, heißt es darin weiter. Allein der Umbau der Hochöfen bei Thyssenkrupp auf CO2-neutrale Produktion koste rund 10 Mrd. Euro bis zum Jahr 2050, sagte Vorständin Martina Merz in Düsseldorf.
Die Landesregierung setzt dabei vor allem auf Fördermittel seitens der EU und vom Bund. Damit diese verschiedenen Töpfe angezapft und kombiniert werden können, müsse sich in Sachen EU-Recht noch etwas tun, betonte Minister Pinkwart. Eine bestehende Möglichkeit sind die "Important Projects of Common European Interest" (IPCEI). Geltende Beihilferegelungen können dabei außer Kraft gesetzt werden. NRW-Wirtschaftsminister Pinkwart will für den Bereich Wasserstoff ein solches Projekt im Umfang von 500 Mio. Euro auf den Weg bringen.
2.000 MW Elektrolysekapazität für NRW
In ihrem Projektpapier kündigen die Unternehmen den Aufbau von Produktionskapazitäten für grünen Wasserstoff im Umfang von 2.000 MW in den "nächsten Jahren" an. Die Bundesregierung will laut ihrer Wasserstoffstrategie 5.000 MW bis 2030 in Deutschland sehen (
energate berichtete). Die NRW-Unternehmen betonen zudem, dass der Einsatz von Übergangstechnologien unverzichtbar sei, also von Wasserstoff aus Erdgas über die Abtrennung von CO2. Sie verweisen dabei auf benötigten Mengen an Wasserstoff in der Industrie, die nicht allein in Deutschland erzeugt werden könnten. Einen Großteil des Bedarfs soll perspektivisch der Import von grünem Wasserstoff decken. Die Landesregierung in Düsseldorf blickt dabei auch auf die Nachbarländer Belgien und Niederlande, mit ihren potenziellen Anlandehäfen Antwerpen und Rotterdam. Die Zusammenarbeit beim Wasserstoff mit beiden Ländern will sie daher intensivieren. Auch der Hafen in Duisburg könnte zu einem Umschlagplatz für importierten Wasserstoff werden. /kw