500 MW statt 400 MW neue Windkraftleistung jährlich fordert IG Windkraft für Österreich. (Foto: IG Windkraft/Klaus-Rockenbauer)
Wien (energate) - In der Windkraft steckt ein großes wirtschaftliches Potenzial, das trotz der Coronakrise für einen Aufschwung in Europa sorgen kann. Das legt der am Freitag (16.10.) veröffentlichte Report des europäischen Dachverbands der Windenergie, Windeurope, nahe. Darin zeigt der Verband auf, welche Rolle Windkraft europaweit bei der Überwindung der Wirtschaftskrise spielen kann. Wenn alle 27 EU-Länder wie vereinbart ihre Energie- und Klimapläne umsetzen, würden 450.000 neue Arbeitsplätze in der Windbranche in den nächsten zehn Jahren entstehen, prognostizieren die Autoren. Der erneuerbare Energielieferant würde dann mit 50 Mrd. Euro (ein Plus von 35 Prozent) einen wesentlichen Beitrag zum BIP leisten. Windeurope warnte auf der anderen Seite vor dem Verlust von 20.000 Arbeitsplätzen in Europa, sollten die Pläne nicht wie geplant umgesetzt werden.
Kritik am EAG
Die österreichische Interessenvertretung IG Windkraft nahm den Report zum Anlass, um vom Energieministerium beim Erneuerbaren Ausbau-Gesetz (EAG) erneut Nachschärfungen einzufordern. Laut IG-Windkraft-Geschäftsführer Stefan Moidl reicht der vorliegende Gesetzesentwurf nicht aus, damit die heimische Windbranche neue Jobs schaffen und zum Wirtschaftswachstum beitragen kann. Der jährliche Ausbau an Windkraftanlagen sei im Rahmen des EAG mit 400 MW um 25 Prozent zu niedrig angesetzt.
Um das Ziel einer 100-prozentigen Stromversorgung aus erneuerbaren Energien bis 2030 zu erreichen, müsse der Ausbau in der ausreichenden Menge von rund 120 Windkraftanlagen pro Jahr sichergestellt werden. Das entspreche einem jährlichen Windkraftausbau von 500 MW. Zudem müssen Moidl zufolge bei den Förderungen Standortunterschiede berücksichtigt werden. Auch klare Regeln für den Netzzugang und für Kostenbeiträge für das Netz seien erforderlich.
Auch EU verpasst
Auch auf europäischer Ebene bleibe viel Potential ungenutzt, kritisiert die IG Windkraft weiter. Die geplanten Maßnahmen reichten nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen. Dafür müssten jährlich 21.000 MW Windkraftleistung bis 2030 hinzukommen. Derzeit seien es mit 12.000 MW pro Jahr um 40 Prozent weniger. "Der Green New Deal auf europäischer Ebene muss den Anstoß dazu geben, die enormen, ungenutzten Potenziale der Windkraft in Europa zu erschließen", forderte Moidl. Nur so würden Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Klimaschutz von den Chancen profitieren.
Laut dem Report sind derzeit europaweit 300.000 Personen in der Windbranche beschäftigt. Diese steuert demnach pro Jahr 37 Mrd. Euro zum BIP bei. Darüber hinaus fließen 5 Mrd. Euro an Steuern in die europäischen Finanzministerien. Das Umsatzvolumen beläuft sich pro Jahr auf 60 Mrd. Euro, davon bleiben 65 Prozent an Wertschöpfung in Europa. Von den Windkraftherstellern sind rund 42 Prozent in europäischer Hand. Die Hälfte der zehn größten Hersteller hat ihren Firmensitz in einem EU-Land. Die Zulieferindustrie ist in Europa mit einem Umsatzvolumen von 13 Mrd. Euro vertreten. 31 Prozent aller Produktionsstandorte befinden sich in Europa. "Die Windbranche bringt so die Gewinne in den ländlichen Raum", bestätigte Windeurope-Geschäftsführer Giles Dickson den Trend, von dem auch wirtschaftsschwache Gegenden in Österreich profitierten.
450.000 MW Windkraft bis 2050
An die Gesetzgeber in Brüssel gerichtet, haben die Autoren einen Forderungskatalog aufgestellt. Darin fordern sie unter anderem, die Genehmigungsverfahren für Windprojekte sowie für den Aufbau von On- und Offshore-Netzen zu vereinfachen. Darüber hinaus sollten die einzelnen Regierungen potenziellen Investoren einen transparenten Einblick in das Windenergievolumen geben. Gefordert wird auch ein "Masterplan", der 450.000 MW Offshore-Wind bis 2050 und den Aufbau eines "zukunftssicheren" Offshore-Netzes garantieren soll. /Irene Mayer-Kilani
Möchten Sie weitere Meldungen lesen?
- 30 Tage kostenlos
- Zugriff auf mehr als 110.000 Nachrichten, App und Archiv
- Täglicher Newsletter
- Zugriff auf die Inhalte aller Add-Ons
- Endet automatisch
0,00€
Jetzt testen