Brüssel (energate) - Im vergangenen Jahr hat sich Zahl der negativen Stunden am Day-Ahead-Markt im Vergleich zum Jahr 2018 verdoppelt. Unter anderem zu diesem Ergebnis kommt die europäische Agentur der Regulierungsbehörden Acer in ihrem aktuellen Jahresbericht. Zwar seien negative Preise kein Grund zur Besorgnis und nicht direkt das Ergebnis einer ineffizienten Preisbildung, teilte Acer mit. Dass sie nun öfter auftreten, zeige aber, dass der Markt auf diese Herausforderung noch flexibler reagieren muss. Dafür sollte beispielsweise die nachfrageseitige Reaktion (DSR) mehr belohnt werden. Das würde zu einer kosteneffizienteren Integration erneuerbarer Energien in das Elektrizitätssystem beitragen, stellt die Agentur der europäischen Regulierer fest. Für eine weitere Integration der Strommärkte sei es immer wichtiger, die gesetzten politischen Ziele auf der europäischen Ebene zu erreichen.
Im Jahr 2019 verzeichneten skandinavische Länder und Deutschland die niedrigsten durchschnittlichen Day-Ahead-Jahrespreise, so ein anderes Ergebnis des Jahresberichts. Der Day-Ahead-Preis in Deutschland 2019 lag im Schnitt bei 37,70 Euro/MWh, während die Preise in Dänemark, Norwegen und Schweden bei entsprechend 39,20 Euro/MWh, 38,90 Euro/MWh und 38,50 Euro/MWh lagen. Als die teuersten Märkte erwiesen sich Griechenland (63,80 Euro/MWh), Italien (53,90 Euro/MWh), Polen (53,50 Euro/MWh) und Rumänien (50,40 Euro/MWh).
Corona verstärkt und beschleunigt Markttrends
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Der Blick auf die ersten sechs Monate des laufenden Jahres zeigt, dass die Coronapandemie und die daraus resultierenden Sperrmaßnahmen erhebliche Auswirkungen auf die Energiesysteme hatten, so Acer weiter. Die Pandemie verschärfte den Nachfragerückgang in der ersten Hälfte des Jahres 2020 und sorgte auf fast allen EU-Märkten für einen Rückgang der Strompreise. Zudem habe es in der ersten Hälfte des Jahres 2020 einen beispiellosen Rückgang der Stromnachfrage in der EU um sieben Prozent im Jahresvergleich gegeben. Trotz der Störungen wegen Covid-19 seien die Projekte zur Integration der Strommärkte nicht ins Stocken geraten. Im Gegenteil: Viele Projekte hätten bedeutende Fortschritte gemacht, so Acer. Zu solchen Projekten gehöre beispielsweise die Ausweitung des Single Intraday Coupling (SIDC) auf weitere Länder. In der ersten Hälfte 2020 hat Acer hier im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg des kontinuierlichen Intraday-Volumens um mehr als 25 Prozent festgestellt.
Nach der Ära der Coronapandemie werde die nachhaltige und widerstandsfähige Erholung der Strommärkte höchste Priorität haben. Die Märkte seien mit beispiellosen Veränderungen konfrontiert, da sie sich anpassen müssen, um die globalen Dekarbonisierungsziele zu erreichen, bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung von Versorgungssicherheit und Kosteneffizienz. Der Prozess der Marktintegration stehe zudem an einem kritischen Punkt, da die Umsetzung der Verordnungen und Leitlinien zur Festlegung von Netzkodizes noch lange nicht abgeschlossen sei, resümiert Acer.
"Schnelle Marktintegrationsfortschritte notwendig"
In ihrem Jahresbericht empfiehlt Acer in diesem Zusammenhang eine deutliche Erhöhung von grenzüberschreitenden Kapazitäten, die dem Handel zur Verfügung stehen sollen. Dazu gehört die "dringende Annahme und Umsetzung regionaler Methoden zur Koordinierung von Redispatching und Countertrading". Des Weiteren empfiehlt Acer schnelle Integrationsfortschritte von Märkten, von langfristigen bis hin zu den Echtzeitmärkten. Insbesondere sollte dringend die Umsetzung der flussbasierten Marktkopplung in der Kernregion abgeschlossen werden, an der 13 kontinentaleuropäische Mitgliedstaaten beteiligt sind. /am