Berlin (energate) - Für den Markthochlauf von Wasserstoff bedarf es aus Sicht der Energiewirtschaft noch in der laufenden Legislaturperiode weiterer gesetzlicher Änderungen. So fehlt es etwa an einem Regulierungsrahmen für den Transport und die Speicherung. Dem Beschluss der Wasserstoffstrategie müssten nun weitere Schritte folgen, erklärte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, anlässlich einer Anhörung im Wirtschaftsausschuss des Bundestages. So müssten Förderprogramme konkretisiert und umgesetzt werden. Es gehe um die Transformation eines Gesamtsystems mit Energieträgern, Infrastruktur und Anwendungen, so Andreae. Die Wasserstoffstrategie der Bundesregierung sieht unter anderem vor, die Produktionskapazitäten für grünen Wasserstoff bis 2030 auf 5.000 MW auszubauen (energate berichtete).
Auch der Fernleitungsnetzbetreiber OGE betonte in seiner Stellungnahme zu Anhörung, dass "noch in dieser Legislaturperiode die entsprechenden gesetzlichen Weichenstellungen zum Aufbau einer flächendeckenden Leitungsinfrastruktur erforderlich" sind. Nur dann könne die Bundesrepublik eine internationale führende Rolle bei der Wasserstofftechnologie einnehmen. Der Transport über Leitungen auch in größeren Mengen sei dabei zumindest innerhalb Europas die wirtschaftlichste Variante, erklärte Jörg Bergmann, Sprecher der OGE-Geschäftsführung. Dazu verweist der Netzbetreiber auf gemeinsame Vorschläge von FNB Gas, DIHK, BDEW, BDI und VIK. So fehle etwa im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) weiterhin die rechtliche Grundlage, regulierte Wasserstoffnetze zu betreiben. Im EnWG soll daher das Wort Erdgas durch Gas ersetzt werden. Notwendig sei zudem eine klare Definition für Wasserstoffnetz. Auch die Technologiebindung für den Transport von Wasserstoff aus Elektrolyse soll demnach fallen.
Grüne: Mehr Erneuerbare zubauen
Kritik an den Wasserstoffplänen der Bundesregierung kommt von der Opposition: Die Grünen fordern etwa ein stärkeres Bekenntnis zum Einsatz von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien. Dazu reichten aber die vorgesehenen Zubaumengen für Wind- oder Solarenergie nicht aus. "Das ist keine Strategie für grünen Wasserstoff, sondern ein goldener Herbst für Kohlekraftwerke", erklärte die Sprecherin für Energiewirtschaft der Grünen-Bundestagsfraktion, Ingrid Nestle. In einem Antrag fordert die Fraktion daher einen Fokus auf grünen Wasserstoff festzulegen. Die FDP warb dagegen für mehr Technologieoffenheit, auch Wasserstoff auf Basis von CO2-Abscheidung müsse zum Einsatz kommen können. Die Liberalen fordern zudem eine europäische Wasserstoffunion, in Anlehnung an die einstige europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl.
IG Metall für höhere Produktionskapazitäten
Die IG Metall hält die Ausbauziele der Bundesregierung bei der Elektrolyse für zu gering. Bis 2050 entstehe ein Bedarf an Elektrolyseanlagen von 50.000 bis 80.000 MW. Die Gewerkschaft fordert zudem mehr Unterstützung für die Unternehmen, etwa der Stahlbranche, bei der Einführung klimafreundlicher Prozesse. Allein in dieser Branche könnte ein Bedarf von 18 Mio. Tonnen Wasserstoff pro Jahr entstehen. Die IG Metall hält etwa Zuschüsse für den Bau von Elektrolyseanlagen und Pipelines für sinnvoll, wie aus einer Stellungnahme zur Anhörung hervorgeht. Förderung brauche zudem die Forschung an Reduktionsverfahren mit Wasserstoff. Zudem müsse der Elektrolysestrom von der Umlage für das EEG befreit werden. Das Bundeswirtschaftsministerium will dazu eigentlich noch im Oktober einen Vorschlag vorlegen (energate berichtete). /kw