Düsseldorf (energate) - Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (NRW) hält die aktuellen Gaspreise - vor allem in der Grundversorgung - für zu hoch. Spielraum für Preissenkungen sehen die Verbraucherschützer aufgrund der merklich gesunkenen Beschaffungskosten. Die Großhandelspreise für Erdgas seien seit Herbst 2018 im Abwärtstrend, heißt es in einer Mitteilung der Verbraucherschützer. "Eine Kilowattstunde kostet die Versorger heute im Schnitt rund einen Cent weniger als im Sommer 2018", kommentierte Udo Sieverding, Leiter des Bereichs Energie bei der Verbraucherzentrale NRW. Dennoch habe keiner der Grundversorger in Nordrhein-Westfalen seine Preise gesenkt, bei jedem fünften Anbieter seien die Preise sogar gestiegen. "Und das liegt keineswegs nur an Netzentgelten oder anderen Preisbestandteilen, die die Firmen nicht beeinflussen können", so Sieverding weiter.
Stadtwerke Duisburg führen das Ranking an
Ihre Aussagen stützen die Verbraucherschützer auf eine eigene Untersuchung der Gas-Grundversorgungspreise in den 20 einwohnerstärksten Städten Nordrhein-Westfalens. Dabei nahmen sie speziell die Unternehmensspanne, also den Preisbestandteil, den die Versorger selbst beeinflussen können, in den Blick. Dieser besteht aus den einzelnen Komponenten Beschaffung, Vertrieb und Marge. Dieser Block sei trotz der gesunkenen Beschaffungspreise in den vergangenen zwei Jahren bei der Mehrheit der Unternehmen größer geworden, so das Ergebnis. Nur bei sechs Firmen wurde er kleiner oder blieb nahezu unverändert, monieren die Verbraucherschützer. Dazu zählen unter anderem die Stadtwerke Essen, Düsseldorf, Bochum, Münster und Hamm.
Dabei führen die Stadtwerke Duisburg mit einer durchschnittlichen Spanne von 4,5 Cent pro kWh das Tableau an, auch im Jahresvergleich von 2019 auf 2020 haben die Duisburger nochmal zulegt, von 4,67 auf 4,94 Cent/kWh. Auf den folgenden Plätzen reihen sich die NEW aus Mönchengladbach (4,15) sowie die EVO (Oberhausen) und die Mülheimer Medl (4,01) ein. Bei letzterer blieb die Spanne allerdings von 2019 auf 2020 unverändert. Am Ende der Tabelle stehen die Stadtwerke Bielefeld mit einer durchschnittlichen Unternehmensspanne von 2,65 Cent/kWh. Auch im Jahresvergleich haben die Bielefelder nur leicht zugelegt, von 2,71 auf 2,74 Cent/kWh für 2020.
Sieverding: Gewachsene Margen bei vielen Unternehmen
"Wenn der Hauptbestandteil der Unternehmensspanne, die Beschaffungskosten, über mehrere Jahre schrumpft und sich nun sogar halbiert hat, müsste sich das mittelfristig auch in der Unternehmensspanne niederschlagen", meint Sieverding. Zwar sei eine gewisse Zeitverzögerung aufgrund des Energieeinkaufs mit langen Vorlaufzeiten einzukalkulieren, nach zwei Jahren müsse sich dieser Effekt aber mittlerweile eingestellt haben. Auch andere Entwicklungen wie die Inflation oder steigende Vertriebskosten wirkten dem nicht in dem Maße entgegen, dass es den bei der Mehrheit der Unternehmen beobachteten Anstieg rechtfertige. "Wir müssen deshalb bei vielen Unternehmen von gewachsenen Margen ausgehen", so Sieverding, der den Verbrauchern deswegen zum Preisvergleich rät.
Der Überblick der VZ NRW über die Unternehmensspannen der Gas-Grundversorger in den 20 untersuchten Städten steht online zur Verfügung. /ml